Die Stargeigerin Lisa Batiashvili empfindet die Forderung, Musiker sollten unpolitisch sein, fast als Beleidigung. “Auch wir Musiker können nicht vor den Nachrichten davonlaufen oder uns verschließen vor den Geschehnissen der Welt. Es ist zu einseitig zu sagen, der Rest der Welt interessiert mich nicht”, sagte die 1979 im georgischen Tiflis geborene Künstlerin dem Berliner “Tagesspiegel” (Mittwoch). Künstler hätten eine Aufgabe in der Demokratie, denn die Kunst spiegele die Zeiten wider, in denen sie leben würden.
Batiashvili, die als Kind in Tiflis miterlebte, wie junge Menschen von sowjetischen Panzern getötet wurden, bedauert deshalb, dass manche Kollegen sich nicht eindeutig vom russischen Präsidenten Wladimir Putin distanzieren würden. “Wer sich ohne Not dafür entscheidet, weiter in Russland oder mit russischem Geld Musik zu machen, hat nicht verstanden, dass es angesichts des Kriegs nicht anders geht, als den Kriegsführer einen Kriegsführer zu nennen.” Man müsse auch aus der Geschichte lernen.
Die Reaktion des Westens auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine bereite ihr Sorge: “Wir fangen an, uns an den Krieg zu gewöhnen. Ich fürchte, Putin kommt damit durch, so wie in Georgien.” Im Sommer 2008 kämpfte Russland gegen Georgien im sogenannten Kaukasuskrieg, der fünf Tage dauerte und mit dem Moskau sich faktisch Einfluss auf Teile Georgiens sicherte. Der Konflikt ist weiterhin ungelöst.
Lisa Batiashvili ist in dieser Saison Artist in Residence bei den Berliner Philharmonikern. Auf ihrem aktuellen Album “Secret Love Letters” befindet sich das Violinkonzert von Karol Szymanowski, das auch zum Programm ihrer Konzerte mit den Berliner Philharmonikern vom 14. bis 16. Februar gehört.