Wer als Pfadfinderin oder Pfadfinder beim Kirchentag Ordnungsdienste übernimmt, braucht gute Kondition und starke Nerven. „Ganze Tage in Messehallen, Tausende von Papphockern, genervte Besucher bei der Einlasskontrolle, Singe-Runden bis tief in die Nacht – und am nächsten Morgen wieder früh raus zum Dienst“, zählt Niklas Tüpker auf. „Aber die Hauptrolle spielt eben doch die großartige Gemeinschaft.“
Der 28-Jährige kennt Kirchentage seit vielen Jahren aus der Perspektive der Helfer. In Dortmund ist er diesmal zuständig für die inhaltliche Koordination der jungen Ehrenamtlichen, die dem evangelischen „Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder“ (VCP) angehören. Zurzeit laufen noch die Anmeldungen, aber Niklas hat Erfahrungswerte: „Ich rechne mit weit über 1000 Helferinnen und Helfern aus unserem Verband.“
Wer sich anmeldet, kann Wünsche für den Einsatzort angeben – zum Beispiel eine Veranstaltungshalle mit Promis oder die Betreuung von Quartieren. Wenn die Helferinnen und Helfer ankommen, werden sie eingewiesen und bekommen einen Dienstplan. Der kann dann schon mal so aussehen wie der, den Niklas in Stuttgart als Hallenleiter hatte: „Morgens früh mussten wir da sein, wenn die Bundespolizei mit ihren Spürhunden kam, und abends ging es mit Aufräumen bis 23 Uhr. Ich habe praktisch nur diese eine Halle gesehen“, erzählt er. Tatsächlich investieren die Helferinnen und Helfer zwischen 16 und 27 Jahren eine ganze Menge, damit die Kirchentagsbesucher ein tolles Erlebnis haben.
Schön wäre es, wenn das auch gewürdigt würde, findet Niklas. „Die Pfadfinder und alle Helfenden sind alle Ehrenamtliche. Die nehmen Urlaub und reisen zum Teil von weither an“, betont er. „Da möchte man dann nicht blöd angemacht werden, nur weil eine Halle überfüllt ist.“
Apropos überfüllte Halle: Niklas Frau Lisa hat da mal eine verrückte Geschichte erlebt. Sie stand mit dem bei Kirchentagsbesuchern sattsam bekannten Schild vor einem Saal, in dem Margot Käßmann sprach – und bekam 100 Euro geboten, falls sie ein Auge zudrücken würde. „Nicht ganz einfach, als 22-Jährige dann hart zu bleiben“, lacht er.
Wichtig ist Niklas, dass Pfadfinderinnen und Pfadfinder auf dem Kirchentag nicht nur helfen – „wir können auch Inhalt!“, betont er. Konkret heißt das: Im Zentrum Jugend wird ein Lager mit den typischen schwarzen Jurtenzelten aufgebaut, in dem Jugendliche verschiedene Angebote wahrnehmen können. Angedacht sind zum Beispiel ein Schwarzlicht-Minigolf und eine „Escape-Jurte“, aus der man sich mit Hilfe von Rätselaufgaben befreien kann. Außerdem soll es Friedenslicht-Andachten mit Promis geben und einen Pfadi-Gottesdienst.
Und was, wenn mal was richtig schiefgeht beim Kirchentag? „Das gibt es nicht“, sagt Niklas. „Wir sind Pfadfinder. Wir können improvisieren.“ Dann erzählt er von einem ihm unbekannten Politiker aus Baden-Württemberg, den er in Stuttgart gestoppt hat, als er ohne Eintrittsbändchen in eine Veranstaltung mit Frank-Walter Steinmeier rauschen wollte. „Peinlich wurde es, als Steinmeier dazukam und den Politiker herzlich umarmte“, erzählt Tüpker. „Er meinte dann, ich sei ja verdammt hartnäckig, aber ich hätte meine Sache gut gemacht – es könnte ja jeder kommen und sagen, er sei Politiker.“
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Geht nicht gibt‘s nicht!
Überfüllte Hallen, nörgelnde Politiker und Polizeispürhunde – Niklas Tüpker hat alles schon erlebt. In Dortmund ist er zuständig für die inhaltliche Arbeit der Pfadfinder.
