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Gehörlose Abgeordnete: Erste Rede war ganz besonderer Moment

Sie schaute ins Plenum, und mit Beginn ihrer Rede verschwand dann die Aufregung, so beschreibt es die SPD-Politikerin Heike Heubach. Sie selbst sei eine Kämpferin. Wie sie ihre Arbeit im Bundestag versteht.

Es war eine Premiere: Heike Heubach, die erste gehörlose Abgeordnete des Deutschen Bundestags, hat ihre erste Rede vor dem Parlament gehalten. Dies sei ein “ganz besonderer Moment” gewesen, sagte die 44-Jährige am Freitag im ARD-Morgenmagazin. Sie habe sich am Donnerstag dann vor der Rede Zeit genommen, um ins Plenum zu schauen. Als sie angefangen habe, sei die Aufregung weniger geworden. Die Gebärden der für Wohnungspolitik zuständigen SPD-Politikerin wurden in gesprochene Sprache übersetzt.

Auf ihre Situation als Abgeordnete angesprochen, sagte Heubach am Freitag: “Ich habe eine vollständige Teilhabe.” Sie könne ihre Termine genauso wahrnehmen und Menschen treffen wie alle anderen Abgeordneten auch. Der Bundestag sollte aus ihrer Sicht ein Spiegel der Gesellschaft sein, in dem alle Gruppen vertreten sein müssten.

“Ich war schon immer eine Kämpferin, von klein auf”, sagte Heubach. Im Ausschuss, der für Bauen und Wohnen zuständig ist, sei es ihr wichtig, dass alle demokratischen Fraktionen miteinander im Gespräch seien und zusammenarbeiteten. Es müsse lösungsorientiert gedacht und nicht gegeneinander gehandelt werden.

Heubach aus Stadtbergen bei Augsburg war am 20. März für Uli Grötsch in den Bundestag nachgerückt. Dieser war zum Polizeibeauftragten des Bundes berufen worden. Nach Angaben des Deutschen Gehörlosen-Bundes leben in Deutschland ungefähr 80.000 Menschen, die taub sind oder eine Hörbehinderung haben.