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Gegen Gewalt beim Fußball: Verband und Justiz gehen Kooperation ein

Der Hessische Fußball-Verband (HFV) und die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main haben am Montag eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, um Straftaten auf Fußballplätzen künftig besser juristisch nachgehen zu können. Auf diesen komme es „fast jede Woche“ zu Gewalt und Diskriminierung, sagte Justizminister Christian Heinz (CDU) in Wiesbaden: „Wir sind leider an einem Punkt angekommen, an dem ‘einfache’ Beleidigungen von Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern hingenommen werden und scheinbar nichts Besonderes, sondern alltäglich sind.“

Es gehe um den Schutz der Werte Respekt, Anerkennung von Regeln, Fairness und Anstand, fügte Heinz hinzu und betonte: „Vor allem aber sind wir es den ehrenamtlich tätigen Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern schuldig, sie zu schützen.“ Auch HFV-Präsidentin Silke Sinning und Vizepräsident Axel Poth sagten: „Wir stellen eine deutliche Verschiebung der Grenzen des Anstands fest, der wir entgegenwirken möchten.“

Durch die Vereinbarung sollen insbesondere Vorfälle in den Blick genommen werden, die aufgrund ihrer Schwere in die Zuständigkeit des HFV-Sportgerichts fallen. Dazu gehörten laut Justizministerium Rassismus, Antisemitismus, Diskriminierung und Gewalt gegen Schiedsrichter. Diese Fälle sollen mit einem abgestimmten Meldeverfahren durch den HFV an die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt gehen, die nach einer Bewertung die örtlich zuständige Staatsanwaltschaft informiert.

Bei den genannten Arten von Straftaten komme es „nach unserer Einschätzung nicht immer zur Einschaltung von Strafverfolgungsbehörden“, sagte Generalstaatsanwalt Torsten Kunze: „Zugleich soll die Kooperation mit dem Hessischen Fußball-Verband Opfern und Betroffenen die Last abnehmen, sich selbst um Strafverfolgung zu bemühen.“

Den Angaben zufolge wurden in der abgelaufenen Saison knapp 600 Fälle von Gewalt oder Diskriminierung bei Fußballspielen in Hessen festgehalten. Davon fielen knapp 350 Fälle unter das Stichwort Gewalt, so HFV-Präsidentin Sinning.

Der hessische Bundesligaschiedsrichter Tobias Welz bezeichnete die Schiedsrichter in den Amateurligen als die „wahren Heldinnen und Helden“. Die Ehrenamtlichen pfiffen teils drei bis vier Spiele an einem Wochenende, „damit Jugendspiele überhaupt stattfinden können“, so Welz: „Jede Gewalttat, jede Beleidigung ist eine zu viel.“ Dass die Gewalt auf den Fußballplätzen zunahm, habe er als „schleichenden Prozess“ wahrgenommen. Die Vereinbarung zwischen Justiz und Fußball-Verband soll zum 1. Juli in Kraft treten.