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Gedenkstätten-Leiter empört über israelische Regierung

Zum Jahrestag der KZ-Befreiung Buchenwald sollte der Israelkritiker Boehm vor Ort sprechen, dann wurde er ausgeladen. Der Leiter der Gedenkstätte Jens-Christian Wagner kritisiert dies scharf.

Philosoph Prof. Dr. Omri Boehm hier mit Prof. Dr. Mirjam Wenzel, Direktorin des Jüdischen Museums Frankfurt
Philosoph Prof. Dr. Omri Boehm hier mit Prof. Dr. Mirjam Wenzel, Direktorin des Jüdischen Museums FrankfurtImago / Klaus W. Schmidt

Gedenkstätten-Leiter Jens-Christian Wagner wirft der israelischen Regierung eine Einflussnahme auf das Gedenken an die Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora auf dem Rücken der Opfer vor. „Einem Enkel einer Holocaust-Überlebenden das Wort zu versagen, das ist wirklich das Schlimmste, was ich in 25 Jahren Gedenkstättenarbeit erlebt habe“, sagte Wagner bei radio3 des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB).

Kurz vor dem Jahrestag der Befreiung am 11. April war die geplante Rede des deutsch-israelischen Philosophen Omri Boehm abgesagt worden. Er hätte auf der zentralen Gedenkveranstaltung in Weimar sprechen sollen. Die Einladung wurde zurückgezogen aufgrund eines sich anbahnenden Konflikts mit der israelischen Regierung. Boehm gilt als Kritiker der israelischen Regierung.

Geschichtspolitik auf dem Rücken der Opfer

„Das habe ich noch nie erlebt und ehrlich gesagt, das möchte ich auch nie wieder erleben, tatsächlich gedrängt zu werden“, sagte Wagner, der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Von Dritten werde Geschichtspolitik auf dem Rücken der Opfer betrieben. Die Gedenkstätte habe dem Druck nachgegeben, um zu verhindern, dass Überlebende in den Streit hineingezogen werden.