Bayerns evangelischer Landesbischof Christian Kopp kritisiert manche Stimmen in der öffentlichen Debatte nach der tödlichen Messerattacke in Aschaffenburg. Es gebe Kräfte, „die diese Tat für das Spalten der Gesellschaft nutzen“ wollten, sagte Kopp laut Manuskript bei einem Gedenk-Gottesdienst am Sonntag in der Stiftskirche in Aschaffenburg. Doch „unsere Gemeinschaft, unser Wille zum Ausgleich und zum friedlichen Miteinander“ sei „viel stärker als der Hass und die Gewalt Einzelner“. Hilfreich seien „nicht die Schreier und Nöler“, sondern diejenigen, die „Blumen niederlegen, Kerzen anzünden und sich einander versprechen“.
Am Mittwoch waren in einem Park der Stadt ein zweijähriger Junge und ein 41-jähriger Mann durch Messerstiche tödlich verletzt worden. Außerdem erlitten drei Menschen schwere Verletzungen. Die Tat hat die migrationspolitische Debatte in Deutschland verstärkt, weil ein offenbar psychisch kranker 28-jähriger Afghane, der ausreisepflichtig war, tatverdächtig ist. Er wurde in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht. Bund und Freistaat werfen sich seither gegenseitig Behördenversagen vor.
Der Landesbischof sagte, auch ihn mache das Geschehen fassungslos: „Ein Erwachsener gegen ein kleines Kind. Das ist so abgründig, dass es tiefer nicht mehr geht. Und in uns entsteht ein dunkles Meer von Gefühlen.“ Gleichwohl dürfe man sich die „Entscheidung für die Nächstenliebe“ weder von „einer einzelnen Person, die psychisch krank war“, noch von den spaltenden Kräften nehmen lassen.
An der ökumenischen Gedenkfeier nahmen neben Kopp auch der katholische Würzburger Bischof Franz Jung sowie Vertreter der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde teil. Aus der Politik war neben Ministerpräsident Markus Söder (CSU) unter anderem auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) in die Aschaffenburger Stiftskirche St. Peter und Alexander gekommen. Im Verlauf der Gedenkfeier wurde noch eine Rede von Söder sowie von Aschaffenburgs Oberbürgermeister Jürgen Herzing (SPD) erwartet. Die Feier wird um 11.45 Uhr – der Tatzeit am Mittwoch – für fünf Minuten unterbrechen – dann läuten die Glocken aller Kirchen der Stadt.
Bei der Messerattacke waren das aus Marokko stammende Kita-Kind und der 41-Jährige mit einem Küchenmesser getötet worden. Der Tatverdächtige wurde in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht.