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Bundestag erinnert an NS-Kranken-Morde

70.000 Menschen wurden von den Nazis in Pflegeanstalten ermordet. An sie ist in Berlin bei einer Gedenkveranstaltung erinnert worden.

Vor der Tiergartenstraße 4 in Berlin erinnert ein Mahnmal an die Opfer
Vor der Tiergartenstraße 4 in Berlin erinnert ein Mahnmal an die OpferImago / Schöning

Mit einer Gedenkveranstaltung ist in Berlin an die nationalsozialistischen Kranken-Morde erinnert worden. Der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Jürgen Dusel, sagte bei dem Gedenken in der Tiergartenstraße 4, die Erinnerung an die Morde an Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen sei kein Selbstzweck. Vielmehr erwachse daraus die Verantwortung, jenen entgegenzutreten, die die Demokratie und eine offene Gesellschaft verhöhnten und einzelne Menschengruppen verächtlich machten.

Anlass für die Veranstaltung am Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Verbrechen war der 80. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945. An dem Gedenken nahmen rund 100 Menschen teil, darunter Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne), die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ferda Ataman, und Berlins Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD).

NS-Zeit: Tötungen in Tiergartenstraße geplant

Unter den Nazis wurden rund 70.000 Patientinnen und Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten von Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften ermordet. Europaweit wird von rund 300.000 Patienten-Tötungen ausgegangen. Hinzu kamen schätzungsweise rund 400.000 Zwangssterilisierungen. Geplant wurden die Tötungen in der Tiergartenstraße 4, wo seit 2014 der Gedenkort daran erinnert.

Der Bundestag wollte am Mittwochabend auf Antrag von SPD, Union, Grünen und FDP die in der NS-Zeit ermordeten behinderten und psychisch kranken Menschen sowie Zwangssterilisierten ausdrücklich als Opfer des NS-Regimes anerkennen.