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Gärtner: Weniger Schottergärten – und auch weniger Steine auf Gräbern

Viele Angehörige wünschen sich nach Beobachtung des unterfränkischen Friedhofsgärtners Martin Albert schöne und pflegeleichte Grabstätten. Die Diskussion um umweltschädliche Schottergärten verlagere sich dabei offenbar auch auf die Friedhöfe. Immer öfter müssten er und sein Team auf Wunsch der Grabbesitzer Steine entfernen, sagte Albert im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Denn Angehörige verzichteten zunehmend auf Schotter, Kies und sonstige Steine auf Gräbern.

Von der weitverbreiteten Ansicht, dass man Steine einmal hinlege und dann wirke alles schön sauber und aufgeräumt ohne weiteren Pflegeaufwand, hält Martin Albert ohnehin nichts. Wenn Laub auf die Steine falle, dann sei das zum einen optisch nicht schön. Zum anderen sei es eine ziemlich „fieselige Arbeit“, all die Blätter aus den Steinen wieder herauszubekommen. Dazu kämen Algenbewuchs und Unkraut. Ein Grab mit Steinen müsse regelmäßig gesäubert werden, ansonsten sehe es schnell ungepflegt aus.

Auch wenn es um relativ kleine Flächen geht: gewichtstechnisch komme mit einer Steinschicht in der notwendigen Dicke auf Gräbern einiges zusammen, erläuterte Albert. Er gehe von ein paar hundert Kilogramm aus. Die Steine drückten nach unten auf den Boden und müssten daher regelmäßig nachgelegt werden. Ein Boden werde auf diese Weise nachhaltig zerstört, weil die dicke Steinschicht nur noch „minimal Leben“ zulasse und auch weniger Wasser durchkomme, so Albert.

Und noch etwas beobachten er und sein Team immer wieder: wie wichtig tatsächlich eine Grabstätte als Ort zum Trauern für die Angehörigen ist. Je enger die Bindung zum Verstorbenen war, desto mehr einzelnen Blumen oder kleine Gegenstände würden abgelegt – letzteres vor allem bei Kindern. „Es kann vorkommen, dass wir seit Jahren ein Grab pflegen, und plötzlich wird dort ein weiteres Familienmitglied bestattet. Wir finden dann manchmal ein recht umgestaltetes Grab vor“, sagte Albert.

Je enger die Bindung gewesen sei, desto länger halte es an, dass Blumensträuße an der Grabstätte abgelegt werden. Wenn jemand Urlaub am Meer gemacht hat, würden auch schon mal Muscheln ans Grab gebracht. „Da sehen wir, wie wichtig Gräber für die Angehörigen sind und wie wichtig und schön auch unsere Arbeit für sie ist.“ Martin Albert ist mit seinem Team zuständig für rund 20 Friedhöfe nördlich von Aschaffenburg im Kahlgrund, vor allem in Mömbris und Alzenau.
(00/3248/30.10.2024)