Wissen Sie noch, was Pangoline sind? Die Schuppentiere sind das weltweit am stärksten illegal gehandelte Säugetier. Die Schuppen werden in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet und das Fleisch gilt in weiten Teilen Asiens als Delikatesse. Zu Beginn der Corona-Pandemie 2019/2020 stand das Pangolin im Verdacht, Schuld oder zumindest Mitschuld am Ausbruch und der Übertragung des Covid-19-Virus zu sein. Der Verdacht wurde bis heute nicht belegt.
Nichts und niemand blieb damals von Corona verschont, weltweit nicht, auch nicht in Deutschland. Am 27. Januar 2020 meldete Bayern den ersten Corona-Erkrankten in Deutschland. Am 22. März begann hierzulande der Lockdown.
Corona-Pandemie: Menschen waren gespalten
Plötzlich trugen wir alle zwangsweise Masken, in Hast und Eile wurden Impfstoffe entwickelt, Schulen und Arbeitsstätten wurden hektisch geschlossen, Gottesdienste, Sportveranstaltungen und Versammlungen abgesagt. Es galt ein allgemeines Kontaktverbot. Das soziale Leben kam zum Erliegen. Restaurants und Friseursalons stellten ihre Arbeit ein. Home-Office und Videokonferenzen für Schüler*innen und Erwachsene wurden zum Alltag. Bis zum 25. Januar 2025 sind in Deutschland 186 829 an oder mit einer COVID-19 Infektion verstorben.
Und wir als Kirche? Gemeinschaft war so wie wir sie kannten nicht mehr möglich. Menschen spalteten sich in Lager. Auf den Balkonen und Straßen standen „die einen“ und beklatschten symbolisch Pfleger und Ärzte. Auf den Straßen waren „die anderen“ und beschimpften Fernseh- und Rundfunksender und Zeitungen als Lügenpresse. Fünf Jahre nach Beginn der Corona-Katastrophe stellt sich damit nicht nur die Frage, wie hat Corona unsere Kirche, sondern auch unsere Gesellschaft verändert.
Online-Gottesdienste während Corona-Pandemie
Eva-Maria Menard, Superintendentin des Kirchenkreises Prignitz, sagt, als man sich von den ersten Betäubungen erholt hatte, wurden schnell Alternativen entwickelt: Hausandachten, Gottesdienste über den Gartenzaun oder auf der Wiese mit großem Abstand. Aber auch Zoom-Gottesdienste wurden gefeiert und Video-Botschaften über das Internet verbreitet. Sie habe immer versucht, sagt Eva-Maria Menard, zu ermutigen, nicht alles stehen und liegenzulassen, sich gleichzeitig aber an die Regeln zu halten. Kreativität war gefragt. Online-Gottesdienste waren zunächst das allgegenwärtige Mittel, um das Wort Gottes zu verkünden. Bis heute finden sie Anklang. So feiert unter anderem Pfarrperson Anna Trapp aus Bad Wilsnack diese Art von Gottesdienst auch jetzt noch.

Die neuen Online-Angebote in der Corona-Zeit hätten auch einen Schub für andere Formate ausgelöst, sagt Menard. Man habe tolle „Dritte Orte“, sogenannte Innovationsräume kirchlichen Lebens entwickelt: In Wittenberge werde es bald „Marthas Tisch“ geben, einen Begegnungsort. Und in Pritzwalk ist das „EKidZ“ ein beliebter Miteinanderraum für Jung und Alt entstanden, für Begegnung, Bildung und Beratung. Ja, räumt Menard ein, der Gottesdienstbesuch am Sonntagmorgen sei tatsächlich zurückgegangen, aber nicht an jedem Ort und nicht zu jeder Zeit. Jonathan Simon greift die Veränderungen aus einem anderen Blickwinkel auf. Der Gymnasiast aus Berlin-Grunewald ist in einem christlichen Elternhaus groß geworden, besucht regelmäßig die Gottesdienste seiner Gemeinde und ist dort aktives Mitglied im Gemeindekirchenrat. Die Kirche sei durch Corona sehr viel politischer geworden, sagt er. Während man vorher in den Predigten Politik als Anlass für ein gesellschaftliches Problem nahm, mache man es jetzt umgekehrt. Das gesellschaftliche Problem sei Anlass, um generell über Politik zu reden, so der 17-Jährige. Das sei besorgniserregend, da man Kirche so politisch vereinnahme und der Glaube nicht mehr im Vordergrund stehe, meint Jonathan Simon.
Corona: Politische Äußerungen der Kirche ernteten Kritik
So wie Jonathan Simon, sehen es auch andere, wie beispielsweise ein Blick in die Sozialen Medien zeigt. Die Kritik an einer sich politisch äußernden Kirche ist laut: zu links, zu grün. Und innerkirchlich? Haben sich die Institution und zumindest Teile der Basis voneinander entfernt? Ist Kirche wirklich erkennbar politischer geworden oder ist es nur eine Frage von Algorithmen und Reichweite?
Erst im Herbst 2024 – kurz vor der Landtagswahl in Brandenburg – hat die EKBO die Unvereinbarkeit mit den Positionen der AfD bekräftigt – ein Antrag, der bereits auf der Frühjahrssynode im selben Jahr beschlossen wurde. Öffentliche Auftritte für die rechtspopulistischen Partei führen zum Verlust der Wählbarkeit in Gemeindekirchenräten und Gremien der Landeskirche, so der Beschluss. Eine politische Aussage für die Einen, für andere eine konsequente Umsetzung einer christlichen Haltung.
Diffamierung von Ungeimpften: Hat die Kirche weggesehen?
Jonathan Simon ist der Meinung, die Menschen würden seit Beginn der Corona-Pandemie oft nur noch in Schwarz oder Weiß denken. Corona sei nicht nur ein Virus, sondern ein Politikum: Aus Impfgegnern wurden Corona-Leugner und Menschen, die sich aus unterschiedlichen Gründen den neuen Impfstoff nicht geben lassen wollten, wurden in einen Topf mit Verschwörungserzählern, Reichsbürgern und Rechtsextremen geworfen.
Bei dieser Diffamierung habe leider auch die Kirche weggesehen, sagt Simon. Dennoch glaubt er: Wenn sich Kirche hier ändere, offener für Kritik sei und andere Meinungen zulasse, werde sie auch die Gesellschaft zum Guten ändern. Sie werde neues Vertrauen und neues Engagement schaffen.
Dieser Beitrag lief zuerst auf der Hörfunkwelle RBB Antenne Brandenburg.
Am Donnerstag, dem 20. Februar, findet um 19 Uhr die Veranstaltung „Lasst uns reden! Die evangelische Kirche und Corona“ statt. In der Gethsemanekirche in Berlin-Prenzlauer Berg-Nord, Stargarder Straße 77, gibt es ein Gespräch mit Bischof Christian Stäblein, Seelsorgenden, Betroffenen und weiteren Gästen.