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Kirche und Corona: Das sind die Reaktionen unserer Community

Bundesgesundheitsminister Lauterbach verteidigt seinen Kurs während der Corona-Pandemie. Wie sieht das eigentlich bei der Kirche aus? Hat sie Fehler gemacht? Nachgefragt bei unserer Community.

Maske und Abstand: So sah es während der Pandemie in vielen Kirchen aus
Maske und Abstand: So sah es während der Pandemie in vielen Kirchen ausepd-Bild/ Thomas Lohnes

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat Vorwürfe der politischen Einflussnahme auf das Robert Koch-Institut während der Corona-Pandemie zurückgewiesen. Natürlich gilt: Hinterher ist man immer schlauer. Fehler zu benennen, sollte trotzdem nicht nur zur Aufgabe von Politik, sondern auch von Kirche gehören, wie unser Autor Matthias Gülzow kommentiert. Auf unseren Social-Media-Kanälen haben wir die Frage gestellt: “Hat die Kirche Fehler gemacht im Umgang mit Corona-Ungeimpften?” Hier sammeln wir die Reaktionen aus Instagram, Facebook und Twitter.

Georg Bloch, via Twitter

Kirche und ihre Diakonie waren – soweit möglich – bei allen, auch aufsuchend. Manche Angebote waren nicht für alle offen, aber es gab an vielen Orten Extraangebote wie Hausabendmahl, Streaminggottesdienste usw. Die Frage bei der Aufarbeitung kann nicht sein, dass gewollt Ungeimpfte Angebote nicht wahrgenommen haben, sondern warum nicht alle Gemeinden in der Lage waren, weitere Angebote zu schaffen. Wenn man sagen möchte, dass Kirche versagt hat, dann in ihrer Organisation, nicht im Anwenden von Coronaregelungen, die Ansteckungen vermeiden sollten.

Vivian Glade, via Instagram

Meine Gemeinde ist aus der Diskussion raus. Ich finde persönlich, hier lief eigentlich ganz viel richtig. Wir haben weitergemacht und zwar so, dass wir auch danach online eine Community haben, die wir lieben und pflegen und bringen sie und die Ortsgemeinde zusammen. Wir haben viele wilde Ideen entwickelt, die gerade total kirchenferne Leute zu uns bringt. Die nicht auf einen elitären Zirkel zielt, sondern auf Augenhöhe funktioniert.

Quinton Ceasar und seine Predigt vom Kirchentag ist da zum Leitgedanken geworden. Wir sind alle divers und wir denken, egal, wie normal oder schräg wir sind: Bei Gott soll man sich fühlen, als käme man nach Hause und lässt sich auf die Couch fallen.

Phi, via Instagram

Ich fand schade und beschämend zu sehen, wie “post-faktisch” doch an vielen Stellen die Diskussionen um Schutzmaßnahmen geführt wurden. Es ging nicht um Angst, sondern um Verantwortung. Vielleicht ist es viel verlangt, aber ich hätte mir mehr Haupt- und Ehrenamtliche gewünscht, die auch versuchen sich fachlich weiterzubilden und z.B. den informativen Podcast vom NDR konsumiert hätten. Wenn man* Entscheidungen auf Basis von Wissen treffen kann, kann man* sie auch so kommunizieren, dass andere sie verstehen und so wird – trotz Schutzmaßnahmen – sogar Angst abgebaut.

Ich bin unserem Pastor sehr dankbar, der sich von örtlichen Medizinstudis beraten ließ und als einer der ersten inklusive Online- und Hybrid-Gottesdienste gestartet hat. Das war stark und hat viel Kraft gegeben, besonders während des Lockdowns

Friderike, via Instagram

“Die Kirche”, sofern man das pauschal sagen kann, hatte zu viel Angst. Ich danke aber jedem einzelnen und jeder einzelnen, der und die Menschen besucht hat in Notzeiten. Wir hatten das Glück, dass als unser Vater im ersten Lockdown starb, der unerschrockene Pastor Nähe schenkte. Ich hätte vielen Hauptamtlichen mehr Mut gewünscht, auch gegen unmenschliche Bedingungen in Krankenhäusern oder Altenheimen eine Stimme zu erheben. Denn dazu, finde ich, waren wir aufgefordert.

Stattdessen war da oft Angst und Rückzug. Die Glaubwürdigkeit der Institution hat es beschädigt. Armin Laschet hat sich als Landesvater entschuldigt dafür, dass über ganz Alte und ganz Junge hinweg entschieden wurde. Da ist die Kirche säumig, finde ich.

Anna, via Instagram

Ich finde, die meisten Kirchen/Gemeinden haben richtig gehandelt. Klar, nicht alles ist perfekt gelaufen, aber es war für uns alle die erste Pandemie. Lieber zu vorsichtig, als zu nachlässig.

So sieht ein Abendmahl während einer Pandemie aus
So sieht ein Abendmahl während einer Pandemie ausepd-Bild / Jens Schulze

Lotta, via Instagram

Ich arbeite in einer Kirchengemeinde und habe mich am Arbeitsplatz immer sehr gut geschützt gefühlt. Gleichzeitig wurde auf vielen unterschiedlichen und kreativen Kanälen versucht mit den Menschen in Kontakt zu bleiben. Das hat neue Perspektiven auf unsere Arbeit gebracht, die auch noch nach der Pandemie wichtig sein können.

Erlöserkirche Henstedt (Schleswig-Holstein), via Instagram

Während der Pandemie haben wir nicht allzu viele Fehler gemacht, aber danach jede Menge. Durch die Pandemie blieben Menschen zu Hause, weil sie Angst hatten, aber danach kamen sie nicht wieder und wor sind ihnen nicht nachgegangen. Wir waren froh um die, die da waren und haben die anderen nicht vermisst. Das war unser ganz großer Fehler!

Julian, via Instagram

Ich gehöre zur Gruppe der Menschen, die sich nicht anstecken und mit Langzeitfolgen leben möchte. Wenn ich aber als Einzige im Gottesdienst Maske trage und sonst keine Hilfen wie Luftfilter vorhanden sind, bin ich ungeschützt. Mir haben Online-Gottesdienste bislang geholfen, damit ich weiterhin Gottesdienste feiern kann, besonders zu Festen. Leider ist das Angebot da stark zurückgegangen.

Marcus via Instagram

Zu Beginn der Pandemie hatte die Kirche keine Wahl, als alles runter gefahren wurde. Aber ab Frühjahr 2021 haben die Gemeinden zu wenig gewagt, bzw. wagen dürfen. Denn unsere Landeskirche hat ja jeden Donnerstag übermittelt, was erlaubt ist und was nicht. Außerdem hat die Kirche am Anfang nur gedacht, es geht schnell damit vorbei, da hätte ich mir Weitsicht erwartet. Dann hätte man andere Maßnahmen treffen können.

Erlöserkirche Mannheim-Seckenheim via Instagram 

Wir haben immer versucht im Rahmen der von der Landesregierung erlaubten Möglichkeiten alles anzubieten, was ging – teilweise mit sehr großem Aufwand, um die Hygienemaßnahmen und Vorgaben der Kontakterfassung einzuhalten. Leider wurden wir dafür auch angefeindet. Und es gab auch Menschen, die die Maßnahmen aus persönlicher Sorge als zu gering empfanden und für sich entschieden haben, erlaubte Angebote nicht wahrzunehmen. Auf der einen Seite verständlich – auf der anderen Seite gab es dadurch sehr viel Einsamkeit.

Wir wurden durch die Pandemie ins kalte Wasser geworfen und haben Dinge ausprobiert, auf die wir sonst nicht gekommen wären. Unsere Instagram- und Facebookseite gäbe es ohne Corona vermutlich nicht – dadurch haben wir neue Zielgruppen erreicht. Alles hat immer zwei Seiten.

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