Selmsdorf. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es mehr als 1.000 Orgeln – so viele wie in keinem anderen Bundesland. Ein neues Musik-Fest hat zum Ziel, vor allem die historischen Orgeln in den Dörfern und Kleinstädten bekannter zu machen. In den letzten drei Wochenenden im Mai 2019 soll es starten.
Es ist bereits ein paar Jahre her, dass Helga Trölenberg auf die Idee kam, Orgelspiele zu organisieren. Sie sei mit ihrer Tochter, die als 13-Jährige Orgelspielen lernen wollte, durch die Dorfkirchen Mecklenburgs gezogen, weil die Tochter üben und bei Gottesdiensten spielen wollte. "Eine Orgel schöner als die andere. Warum gibt es in so vielen der kleinen Kirchen eigentlich nie ein Konzert?" habe sie gedacht.
Für ihr Projekt konnte sie den Lübecker Orgelprofessor Franz Danksagmüller begeistern, der die künstlerische Leitung übernahm. Außerdem ist Friedrich Drese, Orgelsachverständiger in der Nordkirche und Leiter des Mecklenburgischen Orgelmuseums in Malchow, im Boot. "Er ist der Meister der Orte und Orgeln. Er weiß, wo die Schlüssel liegen," sagt Helga Trölenberg.
Wertvolles Kulturgut
"Mecklenburg-Vorpommern besitzt mit seinen rund 1.000 Orgeln ein äußerst wertvolles Kulturgut", sagt Friedrich Drese. Anhand dieser Instrumente sei ein lückenloser Gang durch die Geschichte von 1600 bis heute möglich. Allein 820 romantische Orgeln sind zwischen 1800 und 1918 gebaut worden. Viele dieser Instrumente wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten mit hohem Aufwand restauriert.
Es sei kaum bekannt, dass MV damit eine der interessantesten Kultur- und Musiklandschaften Europas sei, weiß Drese. "Vermutlich verfügt Mecklenburg-Vorpommern sogar über eine weltweit einmalige historische Orgellandschaft mit Schwerpunkt romantische Orgeln." Den "Wind in der Orgel erlebbar zu machen", ist das Anliegen der Initiatoren. Deshalb heiße der neue Trägerverein auch "Windladen e.V.".
Mit ihrem Format wollen sich die Orgelspiele MV bewusst von den etablierten Festivals in Mecklenburg-Vorpommern abgrenzen, verrät Diplom-Psychologin und Unternehmensberaterin Helga Trölenberg. "Keines dieser Festivals hat ausschließlich historische Orgeln im Fokus.", sagt sie. "Wir gehen gerne auch dorthin, wo die anderen nicht hingehen." Weil es im Sommer schon so viele Konzerte gibt, hat sie die drei letzten Wochenenden im Mai gewählt.