Hilfsinitiativen in Kriegsgebieten gehören zu den Favoriten für den diesjährigen Friedensnobelpreis. Aber auch Oppositionelle in autoritären Regimen zeichnen sich als aussichtsreiche Anwärter ab. Die Entscheidung wird am Freitag verkündet. Der Leiter des Osloer Friedensforschungsinstituts Prio, Henrik Urdal, führt das Büro für demokratische Institutionen und Menschenrechte der OSZE sowie die Komitees zur Nachbarschaftshilfe “Emergency Response Rooms” (ERR) im Sudan auf den oberen Plätzen seiner Favoritenliste. In Wettbüros punkten der kürzlich im Straflager verstorbene russische Aktivist Alexej Nawalny, die Klimaaktivistin Greta Thunberg und der inhaftierte uigurische Autor und Kritiker der chinesischen Regierung, Ilham Tohti.
Nach Angaben des norwegischen Nobelpreiskomitees, das den Friedensnobelpreis vergibt, gab es in diesem Jahr 286 Nominierungen, 197 für Einzelpersonen und 89 für Organisationen. 2023 waren es 351 Nominierungen. Der bisherige Rekord wurde mit 376 Nominierungen im Jahr 2016 verzeichnet. Die Namen werden 50 Jahre lang geheim gehalten.
Friedensforscher Urdal sieht die OSZE favorisiert
Das Büro für demokratische Institutionen und Menschenrechte der OSZE verdient den Preis laut Friedensforscher Urdal, da es durch die Beobachtung von Wahlen zum Erhalt der Demokratie beitrage. Die nachbarschaftlichen „Emergency Response Rooms“ leisteten in der derzeit schwersten humanitären Krise weltweit im Sudan Hilfe für Millionen von Menschen, wo die internationale Gemeinschaft an ihre Grenzen stoße.
Auf den weiteren Favoritenplätzen führt Urdal das UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) und seinen Generalkommissar Philippe Lazzarini sowie den Internationalen Gerichtshof (IGH). Des Weiteren hält er die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (Unesco) und den Europarat für ihre Bemühungen für die Vermittlung von Geschichte an Kinder und Jugendlichen für preiswürdig.
Präsident Selenskyi in Wettbüros aussichtsreicher Kandidat
In Wettbüros rangiert neben Nawalny, Thunberg und Tohti auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj unter den Favoriten, ebenso die im Exil lebende belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja. US-Präsident Joe Biden und Papst Franziskus werden hingegen weniger Chancen ausgerechnet.