SOEST – Friedensethischen Fragen widmeten sich die knapp 60 Teilnehmerinnen, die an der diesjährigen Herbstkonferenz der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen in Soest teilnahmen. Antje Heider-Rottwilm, Vorsitzende des ökumenschen Netzwerks „Church
and Peace“, Pfarrerin Annette Muhr-Nelson, Leiterin des Amts für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung (MÖWe) und ehemalige Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche von Westfalen, und Militärseelsorgerin Susanne Schart beschrieben die friedenspolitischen Herausforderungen für Christinnen und Christen.
Anfang Oktober befanden sich etwa 2800 deutsche Soldaten und Soldatinnen in 16 Außeneinsätzen der Bundeswehr, erläuterte Susanne Schart die heutigen Aufgaben der bundesdeutschen Verteidigungsstreitkräfte und Parlamentsarmee. „Soldaten tragen den Konflikt der unerlösten Welt“, resümierte die Militärpfarrerin, die seit Mai 2011 zuständig für die Standorte Ahlen, Arnsberg, Unna und zugehörig zum Militärdekanat Köln ist. „Ist der Begriff der ,unerlösten Welt‘ Argument genug, um unerlöstes Handeln zu rechtfertigen?“, fragte Antje Heider-Rottwilm daraufhin. Solange jährlich 35 Millionen Euro für zivile Friedensdienste, das Tausendfache jedoch für den deutschen Verteidigungshaushalt ausgegeben würden, sei die Rede von gewaltfreier Intervention bloßes Lippenbekenntnis. „Statt Waffen und Soldaten brauchen wir 180 000 kultursensible und systematisch ausgebildete Friedenstifter sowie einen Etat von 35 Milliarden Euro für zivile Friedensdienste“, so Heider-Rottwilm.
„Die Chance der Kirchen ist es, eine andere Stimme zu erheben, in der zugespitzten Situation den Blick zu weiten“, so MÖWe-Leiterin Annette Muhr-Nelson. Ein „gerechter Friede“ sei kein Zustand, sondern „ein Prozess zur Verminderung von Gewalt, Not, Unfreiheit und Angst“ mit gewaltfreien Methoden.
Dabei,so Muhr-Nelson, bestehe das Konzept aus dem Dreier-Schritt „Prävention – Handeln – Aufbauen“. Die Akteure würden jedoch zu schnell zu dem Schritt „Handeln“ übergehen, der eine gezielte Maßnahme zur Beendigung von Völkermord oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorsieht, wenn alle anderen Maßnahmen erfolglos sind. Präventives Vorgehen bedeute jedoch, Entwicklungen vor Ort zu erkennen, dann zu urteilen und entsprechend zu handeln. UK
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Frieden: nicht Zustand, sondern Prozess
Die Herbsttagung der westfälischen Frauenhilfe beschäftigte sich mit der Frage, wie die gewaltsamen Konflikte in der Welt bewältigt werden können
