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Freitag der 13. diesmal anders: Hitzeschock statt Bodenfrost

Es ist der einzige Freitag der 13. im Jahr 2025. Ein Datum, vor dem sich viele Menschen fürchten. Zumal sich diesmal große Hitze ankündigt und Unwetter erwartet werden. Aber vielleicht doch erst am Samstag.

Von Schafskälte und Bodenfrost an Pfingsten zu tropischer Hitze mit Unwettergefahr: Schon am Freitag soll das Thermometer die 30-Grad-Marke überschreiten – ein für den Frühsommer ungewöhnlicher Temperaturbooster, der dann mit lautem Getöse in sich zusammenbrechen könnte, wie der Wetterdienst wetter.net warnt.

Ein böses Omen? Sollten Unwetter sich noch am Freitag entladen, könnten Abergläubische und Unglückspropheten auf höhere Mächte verweisen. Denn das Datum lässt ja Unheil vermuten. Am Freitag ist der einzige Freitag der 13. in diesem Jahr.

Schlechte Gedanken für Paraskavedekatriaphobiker: Dieser komplizierte Namen steht für die krankhafte Angst vor dem Datum Freitag, der 13. Doch Viele halten den Wirbel um das Datum für Schmarrn. “Mir egal, dass heute Freitag der 13. ist”, lautet ein beliebter Spruch. “Hauptsache, es ist endlich Freitag.” Allerdings: Etwa jede dritte Frau und jeder fünfte Mann in Deutschland dürfte einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov zufolge dem Datum eher unentspannt entgegensehen. 39 Prozent der Frauen und 21 Prozent der Männer schätzen sich als “abergläubisch” oder “eher abergläubisch” ein.

Dabei sind die schrecklichen Freitage besser als ihr Ruf: Die Statistiker der R+V Versicherung geben seit Jahren Entwarnung: “Ein Blick in unsere Schadenakten zeigt, dass Freitag, der 13. nicht gefährlicher ist als andere Werktage. Im Gegenteil: Hier treten sogar weniger Schäden auf – sowohl in der Kfz-Versicherung als auch in der Sachversicherung”, sagt Rico Kretschmer, Abteilungsleiter Schadenmanagement bei der Versicherung.

Schon lange gibt es im Volksglauben typische Unglückstage. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat der Verein für Volkskunst und Volkskunde in München Belege dafür gesammelt, welche Tage die Menschen in Bayern als Glücks- oder Unglückstage empfanden. Als besonders kritisch galt der 1. April, der Tag, den man als Geburtstag des Judas Ischariot betrachtete, ferner der 1. August, der Tag, an dem der Teufel aus dem Himmel gestürzt wurde, und der 1. Dezember, der Tag des Untergangs von Sodom und Gomorrha.

Natürlich gibt es auch Ereignisse, die die Theorie vom Freitag dem 13. als Unglückstag zu bestätigen scheinen. Am 13. Januar 2017 zog Sturmtief Egon über Deutschland und verursachte dreimal mehr Schadensmeldungen als üblich. Am Freitag, dem 13. Januar 2012, kollidierte das Kreuzfahrtschiff “Costa Concordia” mit einem Felsen. Am Freitag den 13. September 1940 wurde der Buckingham Palace von deutschen Bomben getroffen. Auch bei den Lottozahlen gibt es Bemerkenswertes um die Zahl 13: Am 9. Oktober 1955 war sie die allererste Zahl, die beim neuen “6 aus 49” aus der Lostrommel kam; sie wurde aber seither am seltensten gezogen.

Fest steht: Der Freitag der 13. wird hierzulande erst seit 75 Jahren zu einem Unglückstag stilisiert, wie der Regensburger Kulturwissenschaftler Gunther Hirschfelder herausfand. Verschiedene Mythen wurden zusammengerührt: Schon die frühen Hochkulturen kannten eine ausgefeilte Zahlensymbolik, erläutert Hirschfelder. Da spielte die 12 eine zentrale Rolle: Jeder Tag ist in zwei Mal zwölf Stunden eingeteilt, jedes Jahr hat zwölf Monate. Die 13 dagegen überschreitet das 12er-System und wurde so zur Unglückszahl.

Im Christentum machte Judas die 13 zur bösen Zahl: Beim Letzten Abendmahl waren 13 Personen anwesend – und er war der Verräter Jesu. Lange wurde die 13 im Volksmund daher auch “das Dutzend des Teufels” genannt. Was die Wochentage angeht, galt der Freitag in der Antike als Tag der Liebesgöttin Aphrodite. Aber dann wurde Jesus der Überlieferung nach an einem Freitag gekreuzigt – ein Grund zu fasten und zu trauern. Bis zum 20. Jahrhundert verliefen die Stränge der Zahlen- und Wochentagssymbolik parallel, ohne sich zu berühren. Erstmals in der deutschen Presse der 1950er Jahre finden sich Berichte über die Unheil bringende Wirkung von Freitag dem 13. – stets im Rückgriff auf die USA.

“So wie wir Muttertag und Halloween aus Amerika importiert haben, wurde auch Freitag der 13. aus den USA eingeführt”, betont Hirschfelder. Dabei verbinde die Spaßgesellschaft von heute keine echte Angst mehr mit den abergläubischen Vorstellungen. Freitag der 13. sei vielmehr ein “nicht ernsthaftes Kokettieren mit dem Unglück”.

Die amerikanischen Ursprünge stammen aus dem 19. Jahrhundert. Ein findiger Journalist hatte 1869 die Idee, Kursschwankungen des US-Goldmarktes mit diesem Datum zu verbinden. “Wer in einer solchen Symbolik stöbert, der findet immer etwas”, so Hirschfelder. Schließlich brauche auch die Postmoderne Markierungspunkte, mit denen sich das Leben einteilen lasse.