In einer ersten Reaktion auf das Wahlergebnis in den USA haben Frauen ihre Sorge geäußert, dass die TV-Serie “The Handmaid’s Tale” (“Der Report der Magd”) zu ihrer Realität werden könnte.
“Welcome to the Handmaid’s Tale, Ladies” – so reagieren nach der US-Wahl viele US-amerikanische Frauen auf der Online-Plattform X. Sie äußern ihre Angst davor, dass das gleichnamige Buch von Margaret Atwood Realität werden könnte. In Atwoods dystopischem Roman sowie in der darauf beruhenden TV-Serie geht es um den christlich-fundamentalistischen Staat Gilead auf dem Boden der ehemaligen USA. In der Diktatur sind Frauen komplett entrechtet. Sie, die zu einer Existenz als Dienerinnen bestimmt sind, sollen nach einer monatlichen rituellen Vergewaltigung als Gebärmaschinen dienen.
“Hat jemand ein Kostüm der Dienerinnen übrig? Ich glaube, das brauchen wir jetzt”, meint eine X-Userin. Sie spielt damit auf die charakteristischen weißen Hauben und roten Umhänge an, die die Dienerinnen in der Serie “The Handmaid’s Tale” (“Der Report der Magd”) tragen. Diese Bekleidungsstücke haben einen geradezu ikonischen Status erlangt. Auf der ganzen Welt stehen sie mittlerweile für Frauenrechte, die in Gefahr sind. Entworfen wurden sie von der Kostümbildnerin Ane Crabtree.
Die erste Staffel der Serie “The Handmaid’s Tale” des Streaming-Portals Hulu wurde in den USA im April 2017 veröffentlicht, als der damalige US-Präsident Donald Trump nur wenige Monate im Amt war. Mehr noch als das Buch fing die Serie die Ängste etlicher Frauen vor einem Eingriff in ihre Rechte und Freiheiten ein. Im Mai bereits wählten einige den roten Umhang und die weiße Haube, um vor dem Regierungsgebäude des US-Bundesstaates Texas zu protestieren. Seitdem treten in vielen Ländern Frauen im Kostüm der Dienerinnen auf, wenn sie ihre Rechte bedroht sehen.
In den USA hat Donald Trump in seiner ersten Amtszeit drei Richter für das höchste Gericht, den Supreme Court, ernannt, die seitdem eine konservative Mehrheit stellen. 2022 kippten die Richter die bis dahin geltende liberale Regelung, sodass die Zuständigkeit nun bei den einzelnen Bundesstaaten liegt. Etliche republikanisch regierte Staaten nutzten dies, um den Zugang zu Abtreibungen stark einzuschränken.
Vertreter der christlichen Rechten machen kein Geheimnis daraus, dass sie den freien Zugang zu Verhütungsmitteln gerne abschaffen würden, ebenso die “Ehe für alle”. Im Februar wurde im republikanisch regierten Bundesstaat Alabama überdies zeitweise der Zugang zur künstlichen Befruchtung (IVF) gestoppt, was dann aber selbst der eigenen Klientel zu weit ging.
Im Wahlkampf haben sich die unterlegene Kandidatin Kamala Harris und ihr Vize Tim Walz für eine vorbehaltlose Selbstbestimmung der Frauen über den eigenen Körper ausgesprochen. 54 Prozent der US-amerikanischen Frauen haben auch vor diesem Hintergrund für Harris gestimmt. Donald Trump milderte im Endspurt des Wahlkampfs seine Äußerungen zur Abtreibung ab und sagte: “Ich bin der Vater der künstlichen Befruchtung.” Was genau er damit meinte, erläuterte er nicht.
Seit längerem tauchten inzwischen keine Frauen mehr öffentlichkeitswirksam als protestierende Dienerinnen auf, zuletzt in Israel im Frühjahr 2023. Bei den Wahlen in den USA wurde hingegen schon eine Frau gesehen, die in der charakteristischen weißen Haube und dem roten Umhang ihre Stimme abgab. Künftig wird man sie sicherlich wieder häufiger sehen. Autorin Atwood, 2017 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet, betrachtet übrigens die Demonstrationen, bei denen Frauen als Dienerinnen bekleidet auftauchen, mit großem Wohlwollen.