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Franziskus nicht der einzige – Papstgräber außerhalb des Petersdoms

“Normal” ist es schon, wenn Petrus-Nachfolger auch im Petersdom beigesetzt sind, nahe dem Petrusgrab. Aber 2.000 Jahre Kirchengeschichte sind schließlich keine ganz normale Zeit. Da kann eine Menge passieren.

Es war sein eigener Wunsch: Papst Franziskus wird an diesem Samstag nicht wie die meisten seiner Vorgänger im Petersdom beigesetzt, sondern in der römischen Papstbasilika Santa Maria Maggiore. Mehr als 100 Mal hat der marienfromme Argentinier die wichtigste der mehr als 40 Marienkirchen Roms besucht; unter anderem am Morgen nach seiner Wahl sowie vor und nach seinen internationalen Reisen; zuletzt noch am Palmsonntag.

Eigentlich würde man erwarten – und so war es in den vergangenen Jahrhunderten gängig -, dass der Nachfolger des Petrus auch im Petersdom beigesetzt wird, nahe dem Petrusgrab. Tatsächlich haben Wirren von 2.000 Jahren Kirchengeschichte, aber auch immer wieder der Wunsch einzelner Päpste dafür gesorgt, dass es Papstgräber auch außerhalb des Petersdoms und sogar außerhalb Roms gibt.

Viele Papstgrabmäler, vor allem aus dem 1. Jahrtausend, sind heute nicht mehr erhalten. Andere sind zwar erhalten, aber leer; Opfer von Bränden, Tumulten, Revolutionen. Man findet welche in Frankreich – zum Beispiel in Avignon, wo die Päpste im 14. Jahrhundert residierten, und in Cluny -, in Spanien sowie (symbolisch) sogar auf der Halbinsel Krim. Dort steht ein Denkmal im Wasser, wo der verbannte römische Bischof Clemens I. (ca. 88-97/101) unter Kaiser Trajan mit Kette und Anker um den Hals ins Meer gestoßen worden sein soll.

Deutschland kann mit immerhin zwei Papstgräbern aufwarten: Das eine, seit 1.000 Jahren verschwundene, befand sich im Vorgängerbau der Hamburger Marienkirche; auch von einem späteren Scheingrab (Kenotaph) zur Erinnerung an Benedikt V. sind nur noch ein paar Scherben erhalten. Benedikt V., ein gebildeter Römer, war 964 für einige wenige Wochen Papst, wurde dann aber abgesetzt und als Gefangener des Kaisers ins kalte Hamburg verschleppt. Der unglückliche Ex-Papst verfluchte die Stadt, starb 965/66 und wurde wenige Jahre danach zurück nach Rom gebracht.

Der Bamberger Bischof Suidger wurde 1046, in der Epoche der “deutschen Reformpäpste”, von König Heinrich III. installiert. Als Clemens II. krönte er Heinrich im Petersdom zum Kaiser, behielt aber zugleich sein Bischofsamt in Bamberg. So war er Clemens von Rom und Suidger von Bamberg in einer Person. Schon 1047 starb er, womöglich durch Gift, und wurde im Bamberger Dom beigesetzt: das einzige durch die Zeitläufte erhaltene Papstgrab nördlich der Alpen.

Der bislang letzte Papst, der nicht in Rom bestattet wurde, war Felix V., der letzte der Gegenpäpste, gestorben 1451 in Ripaille in Savoyen. Sein Grab in der dortigen Abtei Hautecombe wurde in der Reformation verwüstet, seine Überreste ganz nahe dem Turiner Grabtuch im dortigen Dom neu beigesetzt.

Nun also Franziskus in Santa Maria Maggiore. Der marienfromme Argentinier liebte diese schon seit der Spätantike bestehende Kirche, betete vor dem hier verehrten, vermutlich ebenfalls noch spätantiken Marienbildnis “Salus Populi Romani” (Beschützerin des Römischen Volkes). Allein wird Franziskus hier nicht auf das Jüngste Gericht warten müssen; in der Marienkirche sind bereits sechs bzw. sieben Päpste der Kirchengeschichte bestattet.

Darunter ist auch der erste Papst aus dem Franziskanerorden, Nikolaus IV. (1288-1292). Das Grabmal von Honorius III. (1216-1227) wurde bei Umbauarbeiten zerstört und ist nicht mehr auffindbar. Als Epoche besonders gut vertreten ist der Übergang vom 16. zum 17. Jahrhundert – als sich der neue Petersdom im Bau befand.

In dieser Zeit wurde Santa Maria Maggiore zur Grablege der Päpste Pius V. (1566-1572), Sixtus V. (1585-1590), Clemens VIII. (1592-1605), Paul V. (1605-1621) und Clemens IX. (1667-1669). Letzterer, ein leidenschaftlicher Autor der frühen Oper, schrieb im Übrigen noch als Papst ein Opern-Libretto: “La comica del cielo”.

Eine größere innere Verbindung dürfte der Jesuit Franziskus mit dem Franziskaner-Ordensgeneral Nikolaus IV. haben, der fast auf den Tag genau 725 Jahre vor ihm den Papstthron bestieg. Schließlich hat Franziskus in seiner Amtszeit das franziskanische Armutsideal in den Vatikan getragen.

Der bislang letzte Papst, der nicht im Petersdom beigesetzt ist, war der erst liberale, dann extrem antiliberale Pius IX. (1846-1878); der Papst des Unfehlbarkeitsdogmas. Sein Grab befindet sich in der Krypta der römischen Pilgerbasilika San Lorenzo fuori le mura, rund zwei Kilometer nordöstlich von Maria Maggiore. Und der Antimodernist hatte noch Glück, dass er nicht bei seiner Überführung 1881 von einem republikanischen Pöbel in den Tiber geworfen wurde.

Das, so viel dürfte sicher sein, wird dem beliebten Franziskus am Samstag nicht passieren, im Gegenteil. Und ob er, einmal mehr, mit seinem Abweichen vom Gängigen einen neuen Trend zu Beisetzungen außerhalb des Petersdoms einleiten wird, muss dann die Zeit weisen.