Das Städel-Museum in Frankfurt am Main gibt ab diesen Donnerstag einen Einblick in das Gesamtwerk der Künstlerin Annegret Soltau. Werke der Vorreiterin feministischer Kunst seit den 1970er Jahren seien weltweit in den großen Museen zu sehen, eine umfassende Retrospektive aber habe es noch nie gegeben, sagte Museumsdirektor Philipp Demandt am Mittwoch. Das Museum unterstreiche damit seinen Anspruch, wegweisende Künstlerinnen sichtbar zu machen. Die Ausstellung „Unzensiert“ ist bis 17. August zu sehen.
Identität, Körper und Feminismus sind die zentralen Themen in Soltaus Arbeit. Sie nutzt dazu Fotografien – meist solche von sich selbst oder von Angehörigen – zerreißt die Bilder und näht sie neu zusammen. „Annegret Soltau nutzt den Körper, ihr eigenes Selbst als Austragungsort für die Verhandlung gesellschaftlicher Strukturen“, erläuterte Kuratorin Svenja Grosser. Mit dieser radikalen Fotovernähung habe sie eine völlig neue künstlerische Formensprache geschaffen.
Ein Thema der Ausstellung ist die Zensur, die Soltau in den 1990er bis 2010er Jahren erfahren hat. Eines der immer wieder verhüllten oder aus Ausstellungen verbannten Werke ist Teil der Serie „generativ“. Es zeigt Soltau, ihre Tochter, Mutter und Großmutter. Einzelne Partien der nackten Körper hat Soltau neu zusammengefügt und so die Generationen miteinander verwoben.
Die in Frankfurt zu sehende Retrospektive hat die 1946 in Lüneburg geborene und heute in Darmstadt lebende Künstlerin gemeinsam mit dem Städel-Museum entwickelt. Sie umfasst mehr als 80 Zeichnungen, Fotografien, Videos und Installationen.