An Heiligabend wird Papst Franziskus die Heilige Pforte im Petersdom eröffnen. Damit beginnt das Heilige Jahr 2025, zu dem Pilger aus der ganzen Welt erwartet werden. Wer möchte, kann dann auch einen Ablass erwerben.
Ablässe haben einen schlechten Ruf. Viele meinen, man könne sich damit das Seelenheil gegen Geld erkaufen, und halten es für ein unseriöses Angebot der Kirche. So steht der Begriff Ablasshandel heute dafür, sich aus einem schmutzigen Geschäft freizukaufen. Aber stimmt das auch so? Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) erklärt den Vorgang.
Ein Ablass ist ein Nachlass der Bußstrafe, die man in der Beichte nach der Vergebung für seine Sünden auferlegt bekommt. Im Mittelalter konnten Bußstrafen – in der Regel eine Auflage zu fasten – sehr hart sein. Heute bekommen Menschen in der Beichte oft Gebete als Bußstrafe auferlegt.
Seit dem 11. Jahrhundert. Damals kamen Bischöfe im Süden Frankreichs und im nördlichen Spanien auf die Idee, den Menschen einen Teil ihrer Bußstrafe gegen ein gutes Werk nachzulassen. Es war eine Win-Win-Situation: Eine bestimmte Kirche oder ein Kloster bekam Kerzen oder anderes Material für den Unterhalt. Und Gläubige mussten so weniger Buße leisten für ihre Sünden.
Ja und nein. Im Mittelalter gab es viele fromme Werke wie Gebete, Sorge für Arme oder die Begleitung sterbender Menschen, die mit einem Ablass belohnt wurden. Wenn im Gegenzug für einen Ablass eine Summe Geld oder eine Spende erbeten wurde, ging es oft um den Bau von Kirchen. In Deutschland sind nach 1200 große Kathedralen wie der Kölner Dom mit Hilfe von Ablässen erbaut worden.
Auch Spenden für den Unterhalt von Infrastruktur wie Straßen oder Brücken oder im Fall von Naturkatastrophen wurden mit einem Ablass belohnt. Heute erhalten Spender eine Bescheinigung fürs Finanzamt, im Mittelalter gab es einen Ablass.
Seit dem 16. Jahrhundert jedoch ist eine Spende oder eine Geldzahlung für den Erhalt eines Ablasses kirchlicherseits verboten als Reaktion auf die Kritik Martin Luthers am Ablasswesen.
Martin Luther war der Ansicht, dass es sich die Menschen mit dem Ablass zu einfach machten. Sie sollten die Strafe für ihr Fehlverhalten auch in aller Härte annehmen. Grundsätzlich, so Luthers Credo, werden Menschen nicht durch irgendwelche guten Werke erlöst, sondern allein durch Gottes Gnade (sola gratia).
Die katholische Kirche behielt die Ablässe bei, stellte jedoch im 16. Jahrhundert die Praxis neu auf. Die Verbindung von Geld und Ablässen wurde verboten. Ablässe gab es nur noch für fromme Werke wie beispielsweise Gebete. Sozialfürsorge oder Infrastruktur (Brücken, Straßen) mussten seither anders finanziert werden.
Ja. Verstorbenen einen Ablass zuzuwenden, war ein ganz großer Wunsch der Menschen im Mittelalter und sie haben das auch auf eigene Faust getan. Erst Ende des 15. Jahrhunderts haben die Päpste diese Praxis offiziell erlaubt.
Der Ablass für die Verstorbenen wurde Ende des Mittelalters mit dem Spruch beworben: “Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt”. Nach dem Protest Martin Luthers hat die katholische Kirche als Voraussetzung für diesen Ablass auch Gebete und andere fromme Werke festgesetzt.
Ja. Sie spielen jedoch seit rund 60 Jahren in der katholischen Kirche nur noch eine untergeordnete Rolle. Vor allem konservative Katholiken haben die Ablasspraxis aber beibehalten.
Als im Jahr 1300 viele Menschen in Erwartung großer Gnaden zur Jahrhundertwende nach Rom kamen, setzte Papst Bonifaz VIII. das in einen besonderen Ablass um. Der wird seitdem Jubiläumsablass genannt und gehört zur Feier des Heiligen Jahres untrennbar dazu. Überhaupt stammt die Idee zum Jubiläums- oder Heiligen Jahr vom biblisch-jüdischen Jubel- oder Erlassjahr (schenat ha-jobel). Dies sah vor, dass verschuldeten Israeliten alle 50 Jahre ihre Schulden erlassen wurden.
Papst Franziskus hat in seiner feierlichen Bulle zur Einberufung des Heiligen Jahres 2025 daran erinnert, dass der Ablass entdecken lasse, wie grenzenlos Gottes Barmherzigkeit sei. “Es ist kein Zufall, dass einst die Begriffe ‘Barmherzigkeit’ und ‘Ablass’ austauschbar waren, eben weil dieser die Fülle der Vergebung Gottes ausdrücken soll, die keine Grenzen kennt”, sagte der Papst.