Von sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche Betroffene sind „oft mit dem Wunsch nach Vergebung für die Täter konfrontiert worden“, sagt ForuM-Studienleiter Martin Wazlawik von der Hochschule Hannover. Falls Betroffene dies nicht taten, hätte dies zu sozialem Ausschluss geführt. Das sei eines der Ergebnisse der am 25. Januar veröffentlichten Studie, die von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Auftrag gegeben wurde. Dieser „hochproblematischer Befund“ bringe auch Fragen für die evangelische Theologie mit sich, sagte Wazlawik dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Die Studie lieferte laut Wazlawik Ergebnisse, „die an den Kern der evangelischen Kirche gehen“. Diese müsse sich damit befassen, dass sexualisierte Gewalt „in allen Handlungsfeldern von Kirche und Diakonie präsent“ und das Ausmaß „größer als bekannt“ sei.
Männliche Pfarrer spielten als Beschuldigte eine besondere Rolle. „Aufgrund ihrer Stellung in der Gemeinde und wegen ihrer rhetorischen Kompetenz gibt es Pfarrer, die religiöse und seelsorgerische Beziehungen machtmissbräuchlich ausnutzen können“, erläuterte Wazlawik.
Zudem bestehe in der evangelischen Kirche „offenbar ein Harmoniezwang, der Wunsch, in einer idealisierten Gemeinschaft zu leben“. Für die Aufarbeitung von Fällen sei dies ein Problem, erklärte der Studienleiter.