Artikel teilen:

ForuM-Studie: Weitere Missbrauchsfälle in Sachsen

Die jüngst vorgestellte ForuM-Studie über sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche publiziert auch bisher kaum öffentlich bekannt gewordene Missbrauchsfälle aus dem sächsischen Kirchenbezirk Marienberg. Das geht aus vorab verbreiteten Recherchen der in Leipzig erscheinenden kirchlichen Wochenzeitung „Der Sonntag“ hervor (Ausgabe vom 4. Februar).

Die wissenschaftliche Studie ist zwar vollständig anonymisiert, sowohl was Personen betrifft als auch Orte. Trotzdem sei zum Teil eine räumliche und teilweise personelle Zuordnung möglich, wie der „Sonntag“ berichtet. So seien nicht nur bereits öffentlich bekannte Fälle in der Studie wiederzufinden. Auch der Marienberger Missbrauchsfall eines Pfarrers der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens könne zugeordnet werden.

Die sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen in diesem Fall beginnt laut Studie nicht erst in Marienberg, sondern bereits in Karl-Marx-Stadt, heute Chemnitz. Dort habe die Polizei 1969 und 1970 in mehreren Fällen gegen den 1940 geborenen Pfarrer ermittelt, hieß es. Daraufhin habe die Staatssicherheit die Straftaten benutzt, um den Pfarrer zu erpressen und ihn als Inoffiziellen Mitarbeiter zu gewinnen.

Laut Studie haben sowohl der DDR-Staat als auch Sachsens Landeskirche versucht, den Pfarrer zu schützen. 1986 sei ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet worden, 1991 sei der Mann nach einem Verkehrsunfall gestorben. Die Kirchgemeinde Marienberg geht von Missbrauchsfällen zwischen 1975 und 2001 aus. Insgesamt sind der sächsischen Landeskirche bisher 41 Missbrauchsfälle bekannt.