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Forscher überrascht – Mumifizierter Pfarrer wurde ausgestopft

Holzspäne und kunstvoll bestickte Leinentücher im Bauch: Forscher aus München untersuchten eine österreichische Mumie. Warum sie auf das Ergebnis nicht vorbereitet waren.

Damit hatten die Forscher nicht gerechnet: Eine oberösterreichische Mumie, die als der “luftgeselchte Pfarrer” von Sankt Thomas am Blasenstein bekannt ist, wurde ausgestopft – das berichtet das internationale Fachmagazin “Frontiers in Medicine” am Freitag.

Experten für Mumienforschung hatten die Leiche an der Ludwig-Maximilians-Universität in München untersucht. Was den Angaben zufolge selbst bei einer mobilen Röntgenuntersuchung im Jahr 2000 noch nicht aufgefallen war, trat bei eingehenderen Forschungen nun zutage: Bauch- und Beckenhöhle seien “mit erheblichen Mengen eines gemischten Fremdmaterials” gefüllt gewesen, so das Fachmagazin.

Die Forscher betonten, dies sei der erste Bericht über “die innere Verpackung und die chemische Präparation” eine Mumie über einen analen Weg. Bisher beruhten alle verfügbaren Einbalsamierungsprotokolle auf einer Öffnung des Leichnams, in der Regel über einen Einschnitt in der Bauchdecke.

Der spektakuläre Fund werde spätere Analysen verändern: “Es versteht sich von selbst, dass künftige Untersuchungen von Gruftbestattungen diese ungewöhnliche Art der Einbalsamierung bei geplanten Analysen menschlicher Überreste berücksichtigen sollten”, schreiben die Forscher.

Im Bauchraum der Mumie fanden die Forscher laut Bericht Holzspäne, Zweige, teils verzierte Leinengewebe und ein Stück teurer Seide mit aufwendigem Muster. Außerdem habe die toxikologische Analyse übermäßig hohe Zinkwerte ergeben. Diese Füllung könne zur Austrocknung des Körpers von innen beigetragen haben.

Die Forscher sehen durch ihre Untersuchungen die überlieferte Annahme bestätigt, dass es sich bei der Mumie um den Körper von Franz Xaver Sidler von Rosenegg (1709-1746) handele. So sei der Mann wahrscheinlich im Alter von 35 bis 45 Jahren gestorben, und zwar zwischen 1734 und 1780.

Die Untersuchung ergab außerdem, dass sich der Mann schon seit seiner Kindheit mit hochwertiger Nahrung aus mitteleuropäischen Getreidesorten sowie reichlich Produkten aus Landnahrungstieren und Binnenfischen ernährt habe. “Dies entspricht der zu erwartenden bäuerlichen Ernährung eines Pfarrvikars und deckt sich auch mit dem Muster, das bei zeitgenössischen klösterlichen und niederadligen Bevölkerungen aus vergleichbaren süddeutschen Regionen beobachtet wurde”, so das Forschungsergebnis.

Die gute Ernährung als Kind passt laut Studie zu Sidlers lokaler aristokratischer Abstammung. Außerdem sei der untersuchte Mann höchstwahrscheinlich Pfeifenraucher gewesen und habe an einer chronisch aktiven Lungentuberkulose gelitten, an deren Folgen er womöglich auch gestorben sei.