Der Tourismusforscher Eric Hoster nimmt einen stärkeren Einfluss der sozialen Medien auf die Reiseentscheidungen wahr. Seine Studierenden nutzten beispielsweise fast nur noch Instagram oder TikTok, sagte der Professor im Studiengang International Tourism Management (ITM) an der Fachhochschule Westküste in Heide am Samstag im WDR5-„Morgenecho“. Dafür trainierten sie extra ihre Algorithmen. Wenn sie beispielsweise in Amsterdam seien und ein Restaurant suchten, würden sie so lange wischen, auf einem Video verweilen und Beiträge liken, bis sie das Gefühl hätten, das entspreche ihren Wünschen. „Und dann fangen sie an, da auszusortieren und treffen dann die Entscheidung“, betonte er.
Dass Influencer für Marketing-Kampagnen im Tourismus engagiert würden, sei längst Realität, erklärte der Wissenschaftler. „Da sind wir mittlerweile darüber hinaus, zu diskutieren, ob das jetzt authentisch ist oder nicht, sondern dieser Bereich ist hochkommerzialisiert.“ Es gebe sogar Plattformen, auf denen Interessierte sortieren könnten, „dass sie eben zu einer bestimmten Kampagne spezifische Influencer bekommen, die für etwas stehen“.
Hoster unterstrich aber weiterhin die Bedeutung der Reisebüros: „Totgesagte leben länger.“ Schon vor rund 20 Jahren sei ihr Ende prophezeit worden. Wenn sie ihre Arbeit gut machten, hätten sie ihre Berechtigung. „Ob das jetzt noch für die Generation gilt, die danach kommt, das weiß ich nicht“, räumte er ein. „Mit Sicherheit brauchen wir keine Reisebüros mehr, um den Flug oder eine Bahnfahrt oder ein Hotel zu buchen, aber bei komplexen Reiseangeboten macht es durchaus Sinn, auf geschultes Personal zurückzugreifen.“