Deutsch-israelisches Forschungsteam zeigt mögliche Wege aus gesellschaftlicher Polarisierung: Ein Versöhnungskonzept aus Krisenregionen könnte politische Gegner einander näherbringen. Erste Ergebnisse machen Hoffnung.
Konflikte in Gesellschaften will ein deutsch-israelisches Forschungsteam mit einem neuen psychologischen Ansatz reduzieren. So habe sich eine Methode aus der Versöhnungsforschung, die in Bürgerkriegsgesellschaften eingesetzt wurde, im Versuch auch für aktuelle gesellschaftliche Auseinandersetzungen bewährt, teilte die Universität Trier am Montag mit. Weitere Forschung sei jedoch nötig, um zu sehen, wie sich die Ergebnisse in die praktische Anwendung übertragen ließen. Geplant ist zu untersuchen, ob sich die Polarisierung in Israel effektiv verringern lässt, wird die Psychologin Tal Moran von der Open University of Israel der Mitteilung zitiert.
In Experimenten im US-amerikanischen Kontext wurden laut Mitteilung Teilnehmenden, die sich selbst als Republikaner oder Demokraten identifizierten, mit Bildern und Texten konfrontiert. Den Probanden wurden demnach Mitglieder der jeweils anderen Partei gezeigt und dies teils verbunden mit moralisch positiven Informationen, wie “spendete einem Kollegen eine Niere” oder neutralen Aussagen. Die positive Darstellung Gegenseite führe zu einer signifikant höheren Sympathie – auch über einen längeren Zeitraum hinweg.
“Wir waren selbst überrascht, wie stark der Effekt war”, sagte die Trierer Universitätsprofessorin Eva Walther. Die moralisch gefärbten Informationen beeinflussten die Bewertung der abgebildeten Personen – so das Ergebnis von direkten Befragungen und Tests. Die Forscherinnen sehen daher unter anderem die Politik in der Pflicht.
So könnten Politiker trotz Auseinandersetzungen politische Gegner bewusst positiv darstellen, erklärte Walther. Wenn ein Kanzler öffentlich sage, ein Kontrahent wolle bei allen inhaltlichen Unterschieden “nur das Beste für unser Land”, könne das zur Versöhnung beitragen.