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Forscher: Mehr Demokratien, weniger Kriege

Er spricht von einem fast physikalischen Gesetz, wenn es um den Zusammenhang von Frieden und Demokratie geht. Was er damit meint, erklärt der Schweizer Konfliktforscher Dominic Rohner in einem Interview.

Mehr Demokratien, weniger Kriege – diesen Zusammenhang sieht der Schweizer Konfliktforscher Dominic Rohner. Die Forschung habe gezeigt, dass sich demokratische Länder untereinander extrem selten angreifen, sagte Rohner im Interview der “Welt” (Mittwoch). “Der Zusammenhang zwischen Demokratie und Frieden ist so stark, dass das fast als physikalisches Gesetz gilt.” Autokratische und demokratische Staaten führten dagegen häufiger gegeneinander Kriege, ebenso wie Autokratien untereinander. Daraus zieht Rohner den Schluss: “Wenn wir mehr Demokratien im internationalen System hätten, hätten wir weniger Kriege.”

Staatschefs in Autokratien gewinnen nach Worten des Forschers bei einem Krieg mehr und bezahlen einen niedrigeren Preis als die durchschnittliche Bevölkerung. Die Kinder würden selten zum Kriegsdienst eingezogen. Vielmehr müssten gesellschaftliche Randgruppen aus ländlichen Gegenden an die Front.

Ökonomisch gesehen gebe es allgemein in einem Krieg in den meisten Fällen keine Gewinner, erklärte Rohner. Ein Vorurteil laute: “Wenn die Wirtschaft schwach ist, fang’ einen Krieg an.” Das stimme so nicht. “Am Ende profitieren höchstens einzelne Leader oder Firmen von der Kriegswirtschaft.” Außerdem entstünden “Teufelskreise”, die über Generationen andauerten: “Ein Krieg führt zu Armut, Armut erhöht das Risiko für Krieg, ebenso wie erodierendes Vertrauen in den Staat oder fehlende Schulbildung.”

Sogenannte Warlords hätten es wesentlich einfacher, in einer fragilen Gesellschaft Leute zu rekrutieren, weil es keine anderen Möglichkeiten gebe, die eigene Familie zu ernähren, sagte Rohner. “Ein Rebell zu sein, ist ein Business. Die Leute kämpfen, um Geld zu verdienen.”