Die wirtschaftliche und wissenschaftliche Entwicklung Chinas lässt sich nach Ansicht des Sinologen Klaus Mühlhahn nicht bremsen. Es sei eine Illusion, dass sich durch Strafzölle oder Abschottung von Märkten die politischen Verhältnisse in dem ostasiatischen Land ändern ließen, sagte Mühlhahn am Freitag in Konstanz bei einem Symposium des baden-württembergischen Justizministeriums. China plane sehr langfristig und habe Interesse an stabilen Marktverhältnissen, weshalb etwa ein Krieg gegen Taiwan derzeit unwahrscheinlich sei, ergänzte der Wissenschaftler, der auch Präsident der Zeppelin-Unversität in Friedrichshafen ist. An einem Export seines marxistisch-leninistischen Ein-Parteien-Systems sei das Land nicht interessiert.
Wenn der Westen im Wettbewerb mit China bestehen wolle, müsse er viel konsequenter in Wissenschaft, Forschung, Infrastruktur und Verteidigungsfähigkeit investieren, betonte der Sinologe. Mühlhahn hält es nach eigenen Worten für eine besorgniserregende Entwicklung, dass es so wenig direkte Kontakte in das ostasiatische Land gebe. Dort lebe derzeit nur eine geringe Zahl deutscher Studenten, Journalisten und Mitarbeiter von Unternehmen – „wir hatten noch nie so wenig Kontakt mit China wie heute“, sagte er.
Stefan Kroll vom Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung regte angesichts internationaler Krisen eine Änderung in der deutschen Außenpolitik an. Diese solle zwar weiterhin wertegeleitet sein, brauche aber mehr Pragmatismus, um besser mit Staaten kooperieren zu können, die nicht alle westlichen Werte teilten. Die Klimakrise beispielsweise sei nicht ohne Länder wie China zu lösen, betonte Kroll.
Das Konstanzer Symposium wird jährlich vom baden-württembergischen Justizministerium veranstaltet. Es stand in diesem Jahr unter der Überschrift: „Deutschland und die Welt im Krisenmodus – Ist unsere Verfassung für die Herausforderungen unserer Zeit gerüstet?“ (0641/22.03.2024)