Wissenschaftler vom Deutschen Primatenzentrum (DPZ) in Göttingen beklagen einen drastischen Rückgang bei zahlreiche Affenarten und fordern umgehend globale Schutzmaßnahmen. „Die Situation ist dramatisch“, erklärte Christian Roos, Genetiker am DPZ, am Donnerstag. „Wenn wir nicht jetzt handeln, werden wir einige dieser Arten für immer verlieren.“
Ein internationales Team von Primatenforscherinnen unter Beteiligung des DPZ hat einen Bericht über die 25 am stärksten bedrohten Primatenarten in Asien, Afrika, Madagaskar und Südamerika veröffentlicht. Zu ihnen zählt etwa der Tapanuli-Orang-Utan auf Sumatra mit nur noch rund 800 Individuen. Die Art wurde erst 2017 von Wissenschaftlern des DPZ mit entdeckt.
Auch viele Lemuren auf Madagaskar sind dem Bericht zufolge vom Aussterben bedroht, darunter der Madame Berthe’s Mausmaki. Der nur 30 Gramm schwere, kleinste Primat der Welt war 1993 von Wissenschaftlern des DPZ entdeckt worden. Sein Bestand sei gerade in den letzten drei Jahren deutlich zurückgegangen. „Dies könnte der erste Primat sein, den wir im 21. Jahrhundert für immer verlieren, da es auch keine Gefangenschaftspopulationen gibt“, sagte Peter Kappeler, Leiter der DPZ-Feldstation im Forêt de Kirindy auf Madagaskar.
Nach Ansicht der Wissenschaftler stellen die Zerstörung der Lebensräume, Jagd, Klimawandel und illegaler Handel die größten Bedrohungen für die Tiere da. Der Bericht ruft eindringlich dazu auf, Schutzmaßnahmen konsequent durchzusetzen, um kritische Lebensräume der Primaten dauerhaft zu bewahren. „Jede Primatenart, die wir verlieren, bedeutet nicht nur einen unwiederbringlichen Verlust für die Natur, sondern auch für uns Menschen“, betonte Roos. „Denn Primaten sind nicht nur faszinierende Tiere – sie sind auch Schlüsselarten unserer Ökosysteme.“ Wenn eine Schlüsselart aufhöre zu existieren, sei keine andere Art in der Lage, ihre ökologische Nische zu besetzen und das entsprechende Ökosystem verändere sich radikal.