Der örtliche Flüchtlingsrat hat eine Online-Umfrage von Radio Bremen zur Asyl- und Migrationspolitik scharf kritisiert. Die Fragen seien tendenziös und befeuerten einen „rassistischen Diskurs“, erklärte die Organisation. Die Initiative forderte den Rundfunkrat von Radio Bremen auf, den Sender „für eine solche Form der diskriminierenden Meinungsmache“ zu rügen. Programmdirektor Jan Weyrauch wies die Vorwürfe zurück.
Radio Bremen fordert seit einiger Zeit in seinem Format „Meinungsmelder“ Menschen aus Bremen, Bremerhaven und der Region dazu auf, Stellung zu aktuellen Themen zu beziehen. Beschränkungen auf bestimmte Gruppen oder Milieus gibt es dabei nicht. Diesmal hätten 5.500 Meinungsmelder an der nicht repräsentativen Befragung teilgenommen, teilte der Sender mit. Davon hätten 41 Prozent angegeben, dass sie das Thema Asyl und Migration zurzeit am meisten bewege – gefolgt von „bewaffneten Konflikten“ mit 29 Prozent.
Mehrheit unzufrieden mit Migrationspolitik
Die Menschen sorgen nach Angaben des Senders vor allem „mangelnde Ressourcen“, ein „spürbarer Rechtsruck“ und eine möglicherweise „steigende Kriminalität“. Doch es gebe auch Meinungsmelder, die nicht besorgt seien und in der Migration vor allem eine Chance zu mehr gesellschaftlicher Vielfalt und Unterstützung für die Wirtschaft sehen. Unzufrieden mit der aktuellen Migrationspolitik sei jedoch die große Mehrheit (80 Prozent), allerdings mit unterschiedlichen Begründungen. Kritisiert werde beispielsweise die Zahl an Menschen, die aufgenommen werden.

Der Flüchtlingsrat urteilte in einer Erklärung unter dem Titel „Radio Bremen stellt Menschenrechte zur Diskussion“, die Antwortoptionen seien tendenziös gewesen. Sie heizten einen rechten, menschenrechtsfeindlichen Diskurs an, statt ihm mit Fakten, Analysen und Empathie Einhalt zu gebieten. Migration werde in der Umfrage durchgehend als vermeintliches „Problem“ adressiert.
Der Rat ist der Auffassung, dass die Perspektive von Menschenrechtlern und Geflüchteten ausgeblendet werde. „Menschen mit Migration- und Fluchtgeschichte werden weder gesehen, noch angesprochen oder gehört. Kritik an der restriktiven und menschenrechtsverletzenden Migrationspolitik, die sich ja gegen konkrete Menschen richtet, hat in der Umfrage keinen Platz.“