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Flüchtlingshelfer erleben immer mehr Ablehnung

MÜNSTER – Kirchen in Münster warnen nach den Silvestervorfällen vor negativen Auswirkungen auf die ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit. Ehrenamtliche behielten ihr Engagement zunehmend für sich, weil sie immer mehr Ablehnung aus ihrem gesellschaftlichen Umfeld erfahren, erklärte die Superintendentin des Kirchenkreises Münster, Meike Friedrich, in Münster. „Wir haben Sorge, dass die Ehrenamtlichen Angst haben“, sagte der Münsteraner Stadtdechant Jörg Hagemann. In einer gemeinsamen Erklärung der evangelischen und katholischen Kirchen in Münster rufen Friedrich und Hagemann dazu auf, Ehrenamtliche in ihrer Arbeit zu stärken.
Nach den Übergriffen an Silvester in Köln werde die Gewalt gegen Frauen politisch missbraucht, kritisierte Friedrich. „Wir erleben, dass daraus eine Riesenstimmung erwachsen ist, die nicht hilfreich ist, um Flüchtlinge willkommen zu heißen“, sagte sie. Auch die Kirchen würden zunehmend für ihr Engagement für Flüchtlinge angegangen. Eine Instrumentalisierung des Flüchtlingsthemas führe dazu, dass die Menschen Angst bekommen, warnte Hagemann. Nach seinen Worten engagieren sich mehr als 2000 Ehrenamtliche in Münster in der kirchlichen Flüchtlingshilfe.
Mit Blick auf Forderungen nach Verschärfungen des Asylrechts äußerte Friedrich Verständnis, dass die Politik Handlungsfähigkeit schaffen müsse. „Ob das in solchen schrillen Tönen geschehen muss, daran habe ich meine Zweifel“, fügte sie hinzu. Das christliche Abendland werde nicht deshalb untergehen, weil Flüchtlinge kommen. Gefährlicher sei hingegen, dass „Menschen aus unserer Mitte unsere demokratische Grundordnung infrage stellen“. epd