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Finale in Wittenberg: Reformation als GPS-System

WITTENBERG – Aus der Erinnerung an den Beginn der Reformation vor 500 Jahren zieht die evangelische Kirche Hoffnung auf eine „Generation 2017“: 120 000 Gläubige haben am vergangenen Sonntag einen Gottesdienst auf den Elbwiesen in Wittenberg gefeiert. Zum Abschluss des 36. Deutschen Evangelischen Kirchentages in Berlin und von sechs „Kirchentagen auf dem Weg“ in acht mitteldeutschen Städten gingen nochmals Appelle an die Jugend aus, sich einzumischen und für eine bessere Welt zu streiten.
Der Gottesdienst in der Lutherstadt Wittenberg bildete den Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 500. Reformationsjubiläum. Auf den sonnenüberfluteten Elbwiesen rief der Erzbischof von Kapstadt, Thabo Makgoba, in seiner Predigt die Jugendlichen auf, sich nicht entmutigen zu lassen: „Seid radikal.“ Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte: „Vielleicht erleben wir das Wachsen einer Generation 2017, in der junge Leute aufbrechen!“
Erzbischof Makgoba, ein Nachfolger von Erzbischof Desmond Tutu und Primas der Anglikanischen Kirche des südlichen Afrika, erinnerte an die berühmte Rede von Martin Luther King in den 1960er Jahren: „Wie King, habe auch ich einen Traum für die Welt. Dass eines baldigen Tages all die narzisstischen, nationalistischen und isolationistischen Parolen unserer Zeit verschwinden.“ Die Reformation sei ein entscheidender Moment der Menschheitsentwicklung und ein „GPS-System“ für die nächsten 500 Jahre.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ermutigte in seinem Grußwort die Christen zu noch mehr Gemeinschaft. „Der lebendige ökumenische Austausch zwischen den Konfessionen und die enge Zusammenarbeit der Christen tun dem ganzen Land gut“, sagte er. Auch der katholische Ökumene-Bischof Gerhard Feige rief zu einer weiteren Annäherung der Kirchen auf.
Begonnen hatte der letzte Tag des Protestantentreffens in Wittenberg mit einer musikalischen Andacht bei Sonnenaufgang. Auch aus Leipzig, Magdeburg und Dresden verkehrten Züge.
Nach dem Gottesdienst klang der Kirchentag mit einem Picknick auf den Elbwiesen aus. Ab dem späten Nachmittag traten unter dem Titel „Live 17“ die Künstler Konstantin Wecker, „Bell Book and Candle“, Judy Bailey und CITY auf. Der nächste evangelische Kirchentag findet 2019 in Dortmund statt. epd