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Familientherapeutin: Aufgaben zu Weihnachten auf alle verteilen

Weihnachtsdeko, Plätzchen, Geschenke: Dass diese Aufgaben oft Frauen erledigen, hat laut einer Expertin nichts mit genetischer Begabung zu tun. Sie wirbt für eine faire (Rollen-)Verteilung auch an den Feiertagen.

Die zahlreichen Aufgaben, die zu Weihnachten anstehen, können Familien laut einer Psychologin unter sich aufteilen. Es sei zu viel für eine einzige Person, sich um all dies zu kümmern, sagte Katharina Pommer der “Süddeutschen Zeitung” (Freitag). Die Frage, wer welche Aufgabe übernehmen könne, sollten alle gemeinsam beantworten.

Sinnvoll sei, schon Kindern beizubringen, über ihre Bedürfnisse zu sprechen, fügte die Expertin hinzu: “Wie geht es dir, was wünschst du dir, wer könnte dazu beitragen? Am Ende zählt nicht nur, was unter dem Baum liegt. Sondern was bei so einem Austausch auf den Tisch kommt.”

In vielen Familien kümmere sich die Frau um die weihnachtlichen Erledigungen – vom Adventskalender über die Weihnachtskarten bis hin zu Diskussionen mit Groß- und Schwiegereltern. “Entscheidungen bergen immer auch Potenzial für Konflikte, können jemanden unglücklich machen”, mahnte Pommer. Also managten viele Frauen die Gefühle und Befindlichkeiten und sorgten für Harmonie. “Dann kann er sich an den Tisch setzen und sagen: Hast du schön gemacht. Oder: Hätte ich anders gemacht.”

Es sei jedoch “emotionale Arbeit”, Konflikte zu entschärfen und auf Bedürfnisse einzugehen, betonte Pommer. “Gerade bei einem Familienfest kann man beobachten, dass sich selbst ausgesprochen liberale Personen plötzlich offen zeigen für eine traditionelle Rollenverteilung.” Wenn alle einen harmonischen Abend erwarteten, bleibe wenig Raum für Reflexion.

Die Kontrolle über den Ablauf des Festes abzugeben, mache vielen zugleich Angst: “Angst, die Stellung, die Daseinsberechtigung, die Anerkennung zu verlieren”, erklärte die Familientherapeutin. “Von Müttern wird – teilweise unbewusst – erwartet, dass sie ihren Einfluss nutzen, um die Familie zufrieden zu machen”. Viele hätten dadurch das Gefühl, dass sie ihre Position nur behalten könnten, wenn alles funktioniere. “Das macht es oft so schwierig, ihnen etwas abzunehmen: Niemand darf ihnen diese Aufgabe wegnehmen. Was mitunter als manipulativ wahrgenommen wird, ist in Wahrheit ein Ringen um Anerkennung.”