Sperrige Gestelle mit riesigen Vergrößerungsgläsern, so sahen manche Sehhilfen früher aus. Heute gibt es moderne Lösungen und smarte Hilfsmittel – doch nicht alle, die Unterstützung brauchen, bekommen sie auch.
Viele Menschen wollen etwas für ihre Augen tun – das derzeitige System macht es ihnen jedoch nach Einschätzung von Fachleuten nicht leicht. “Gerade junge Menschen fragen nach”, sagte der Sprecher der Stiftung Auge, Gerd Geerling, am Mittwoch vor Journalisten. Prävention sei tendenziell “im Aufwind”.
Ein steigendes Bewusstsein für gesundheitliche Prävention beobachtet auch Peter Heinz, Vorstandsmitglied der Stiftung und Augenarzt im oberfränkischen Schlüsselfeld. Es sei jedoch ein Dilemma, dass die Augenheilkunde als rein kurativ definiert sei – die gesetzlichen Krankenkassen übernähmen daher keine Vorsorgeuntersuchungen. Dabei mache frühe Erkennung bei vielen Krankheiten einen entscheidenden Unterschied.
Dies betreffe zudem den Heilmittelkatalog, der mitunter allzu starr definiert sei und mit aktuellen Entwicklungen nicht Schritt halte, mahnte Heinz. Elektronische Systeme, die man an Brillen anschließen könne, böten etwa Vorlesefunktionen, Gesichtserkennung oder eine Vergrößerung bestimmter Details, wenn Menschen in ihrem Gesichtsfeld eingeschränkt seien. Die Akzeptanz dafür sei auch in der älteren Bevölkerung hoch, wenn entsprechende Schulungen angeboten würden.
In Deutschland leben laut Stiftung 72.000 blinde Menschen, 48.000 hochgradig sehbehinderte und 442.000 sehbehinderte. Als sehbehindert gilt, wer trotz Hilfsmitteln keinen Text in einer Zeitung lesen könne. Ratsam sei es, sich in diesen Fällen an Augenarzt oder -ärztin zu wenden; auch Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen könnten dabei unterstützen, das passende Hilfsmittel zu finden. Vom 21. bis 23. Mai werden neueste Entwicklungen auch auf der Messe SightCity in Frankfurt vorgestellt.
Ratsam ist laut Stiftung, alles untersuchen zu lassen, das einen länger als zwei bis drei Tage beeinträchtige – ebenso alles, das plötzlich auftritt, vor allem akute Sehminderung. Die Fachleute raten zudem dazu, die eigenen Augen im höheren Lebensalter, also etwa ab 60 Jahren, alle ein bis zwei Jahre durchchecken zu lassen.
Jüngst konnten Studien für Deutschland bestätigen, dass sich auch in der Augengesundheit Unterschiede zwischen den Geschlechtern zeigen: Vom sogenannten trockenen Auge seien Frauen etwa doppelt so häufig betroffen. Diese chronische Form von Binde- und Hornhautentzündung könne Alltag und Lebensqualität erheblich einschränken, sagte Mediziner Geerling, der Direktor der Universitäts-Augenklinik in Düsseldorf ist.
Im höheren Lebensalter, also zwischen etwa 60 und 90 Jahren, sei insgesamt jeder Vierte betroffen. Das bedeute etwa sieben bis acht Millionen Erkrankte in Deutschland – in einer wachsenden Altersgruppe, so Geerling. Meist handle es sich nicht um “die schwerste Erkrankung”, sondern eher eine Begleiterscheinung anderer Probleme; das trockene Auge könne aber schwere Folgen nach sich ziehen. Symptome wie Jucken, Brennen und Fremdkörpergefühl ließen sich gut behandeln, etwa mit neueren entzündungshemmenden Medikamenten ohne Cortison sowie Tränenersatzmitteln.