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Fabio Stassi mit Hermann-Kesten-Preis des PEN geehrt

Das PEN-Zentrum Deutschland hat den italienischen Schriftsteller Fabio Stassi am Donnerstagabend in Darmstadt mit dem Hermann-Kesten-Preis 2024 ausgezeichnet. Der Autor stehe als „Kosmopolit und Aufklärer im Sinne eines radikalen Humanismus“, begründete die Schriftstellervereinigung die Wahl: „Wegen seiner mutigen Haltung gegen die neofaschistischen Tendenzen in Italien, dem Gastland der Frankfurter Buchmesse, und da er auch zum Thema Bücherverbrennungen forscht, ist er ein mehr als würdiger Preisträger.“ Der Preis für den Autor, der unter anderen die Romane „Fumisteria“, „Die Seele aller Zufälle“ und „Bebelplatz“ schrieb, ist mit 20.000 Euro dotiert.

Stassi ergreife wie sein Vorgänger Dante das Wort für die heilende Wirkung der Literatur, sagte der Künstlerische Leiter des internationalen Literaturfests „Poetische Quellen“ in Bad Oeynhausen und Löhne, Michael Scholz, in seiner Lobrede. „Eine der größten Klimaveränderungen unserer Zeit“ sei das Verschwinden der Poesie, sagte Scholz. Literatur zu lesen habe immer schon geheißen, „sich dem Konformismus eines bequemen, einheitlichen, neue beziehungsweise alte Grenzen wieder errichtenden Denkens zu widersetzen“.

„Auch heute werden Bücher zensiert, Bibliotheken in Brand gesteckt“, sagte Fabio Stassi in seiner Dankrede mit Bezug auf den von den Nazis vertriebenen Namensgeber des Preises, Hermann Kesten (1900-1996). „Auch heute ist der Krieg, die ständige Kriegsgefahr da, auch heute fallen wieder Bomben. Und in unserer Gegenwart ertönen dieselben Parolen und Losungen gegen alles, was nicht der Norm entspricht“, fügte er an. Doch die Literatur sei “dieses kleine Licht der Vernunft, das er von früheren Schriftstellern entgegennehme. Er werde versuchen, dieses Licht am Brennen zu halten, sagte Stassi.

Den Hermann-Kesten-Förderpreis erhielt die internationale Literaturzeitschrift „Words Without Borders“, die sich seit 2003 der Förderung und Übersetzung weltweiter Literatur ins Englische widmet. Die Zeitschrift ermögliche es, Literatur aus der ganzen Welt zugänglich zu machen und fördere damit „ein globales literarisches Bewusstsein“, lobte das PEN-Zentrum.

Der Hermann-Kesten-Preis wird seit 1985 und jährlich seit 1994 zum sogenannten „Writers-in-Prison“-Tag für besondere Verdienste um verfolgte und inhaftierte Autoren vergeben. Die Auszeichnung erinnert an den deutschen Schriftsteller und ehemaligen PEN-Präsidenten Hermann Kesten, der wegen seines jüdischen Glaubens und seiner politischen Gesinnung von den Nationalsozialisten vertrieben wurde und sich später von den USA aus für verfolgte Künstler einsetzte. Seit dem Jahr 2000 stiftet das Land Hessen ein Preisgeld. Zu den bisherigen Preisträgern zählen Anna Politkowskaja, Liu Xiaobo, Can Dündar und im vergangenen Jahr der Spanier Joan Manuel Serrat.