Es allen recht machen wollen: Frauen tun sich oft schwer damit, zu missfallen. Das habe mit der Erziehung im Kindesalter zu tun, sagt eine Expertin. Sie plädiert für mehr Mut.
Brav und angepasst: Nach Einschätzung von Trennungscoach Annette Oschmann wird dieses Erziehungsbild immer noch vielen Mädchen vermittelt. Viele Frauen registrierten selbst erst mit Mitte 40, wenn sie nach einer Trennung bei ihr in der Sprechstunde säßen, dass in ihrem Leben etwas schief gelaufen sei, sagte Oschmann der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Deshalb sei es wichtig, Mädchen und ihr Selbstbewusstsein bereits im frühen Kindesalter zu stärken.
“Wie komme ich an? Was ist richtig? Diese Selbstzweifel stecken in vielen Frauen drin.” Die Essener Mediatorin, die zu dem Thema kürzlich ein Buch veröffentlicht hat, plädiert dafür, dass Eltern “ihr Mädchen so nehmen, wie es ist, nicht wie es sein soll”. Viele Mädchen würden dazu erzogen, es allen recht zu machen.
“Es wird viel an ihnen herumgezuppelt und herumgezerrt”, sagt Oschmann. “Dabei müssten sie lernen, auch mal zu missfallen. Das hat eine unglaublich befreiende Wirkung.” Das bedeute nicht, dass Mädchen mit Ellenbogen durch die Welt gehen sollten. “Es geht um eine entsprechende Grenzziehung, um auch das eigene Lebensglück verteidigen zu können.”
Oschmann, selbst Mutter von drei Söhnen, hat nach eigenen Angaben das Buch geschrieben, weil sie jeden Tag beobachtet, wie Jungen und junge Männer mit den Herausforderungen des Lebens umgehen. Dies sei sehr anders im Vergleich zum weiblichen Verhalten, wie es ihr im Coaching und auch bei sich selbst begegnet sei.
Frauen hätten zum Beispiel oft ein schwaches Selbstbild, was dafür sorge, dass sie sich in einem dauerhaften Veränderungsmodus befänden. Typisch sei dafür der Satz: “Erst wenn das und das erfüllt ist, werde ich glücklich sein.” Dies führe zu einem Leben in der Warteschleife. Zudem ermögliche es anderen leichter, das Ruder zu übernehmen und zu versuchen, mit Vorstellungen, Erwartungen, Urteilen oder Abwertungen zu beeinflussen, wie eine Frau zu sein, zu reden oder auszusehen habe.