Die Bilder des aufgebahrten toten Papstes sind veröffentlicht. Sie berühren – und zeigen laut einer Expertin, wie kollektive Trauer abläuft. Zugleich verraten sie etwas über die menschliche Angst vor dem Lebensende.
Am Mittwoch wird der Leichnam von Papst Franziskus in den Petersdom überführt, wo Menschen sich verabschieden können: Dieses Ritual ist nach Worten einer Designforscherin ein besonderes. Die Bilder seiner Aufbahrung, die der Vatikan am Dienstag veröffentlichte, träfen “uns nicht im Kern”, sagte Andrea Jäggi-Staudacher der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). “Wir können daran teilhaben und sind trotzdem weit weg – nicht betroffen, weil wir uns nicht in ihm sehen.”
Dennoch gehörten diese Aufnahmen zum “Kanon der öffentlichen Sterbebilder” und könnten dazu beitragen, “dass sich das Tabu um Sterben und Tod auflockert. Zugleich müsse man “den hohen Grad an Inszenierung bedenken, welche in diesen Bildern zu finden ist”, erklärte die Expertin. Mit einer Aufbahrung, wie sie zunehmend bei Privatmenschen wieder beliebter würde, habe dies wenig zu tun, “eher mit einer perfekt kuratierten Ausstellung”. Eine offene Aufbahrung von Franziskus auf einer Totenbahre, dem sogenannten Katafalk, ist – anders als bei früheren Päpsten – nicht mehr vorgesehen.
Ursprünglich sei die Aufbahrung, meist im Sterbebett, dem Klerus und Adeligen vorbehalten gewesen, fügte Jäggi-Staudacher hinzu. Über Jahrhunderte habe sie die Wahrnehmung des Sterbens und des Todes geprägt. Aber: “Mit der endgültigen Verdrängung des Todes, die Ende des 19. Jahrhunderts einsetzte, verschwand auch das Sterbebett als wichtigstes Accessoire der Sterberituale.” Eine gewisse Unheimlichkeit entsprechender Fotografien liege heute vielleicht darin, dass Menschen den Tod zwar oft verdrängten – aber dennoch wüssten, “dass sowohl das Bett, in dem wir jede Nacht zu Hause leben, als auch das Krankenhausbett jeden Moment unser Sterbebett sein kann”.
Die Schweizer Designerin schreibt ihre Doktorarbeit über die Gestaltung von Abschiedsräumen. Gemeint sind Orte, an denen Tote für ihre Angehörigen aufgebahrt werden. “Ein würdevolles Abschiednehmen ist für die meisten Hinterbliebenen zentraler Bestandteil der Trauerbewältigung – und dafür braucht es eine warmherzige Atmosphäre”, betonte sie.