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Expertin: Kindern krebskranker Eltern die Wahrheit sagen

Die Krebsdiagnose eines Elternteils trifft Kinder wie ein Schock. Dennoch sollten sie frühzeitig und nicht hinten herum davon erfahren, sagt Anita Zimmermann, Mitbegründerin des Mainzer Vereins “Flüsterpost”. Nach ihrer Erfahrung wollten Kinder immer wissen, was in der Familie los ist, erklärte Zimmermann am Donnerstag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Schließlich spürten sie deutlich, wenn sich Stimmungen in der Familie veränderten. – Zimmermann äußerte sich im Vorfeld des Welttags für Kinder krebskranker Eltern am 8. November. Der Mainzer Verein Flüsterpost bietet betroffenen Heranwachsenden und ihren Eltern Unterstützung an.

“Man muss den Kindern nicht immer sofort alles sagen, was man weiß. Aber alles, was man sagt, muss wahr sein”, erklärte Zimmermann. Das gelte immer, egal ob kurz nach der Diagnose, nach einer erfolglosen Therapie oder auch wenn es keine Aussicht auf Heilung mehr gebe. Eltern sollten sich in einer ruhigen Atmosphäre bewusst die Zeit für das Gespräch nehmen, nachdem sie selbst etwas Klarheit gewonnen hätten.

“Wenn man sich das selbst nicht zutraut, kann man neben dem Partner oder der Partnerin auch andere vertraute Personen dazu bitten.” Dabei sollten alle Kinder gemeinsam über das Wichtigste informiert werden und die Möglichkeit bekommen, Fragen zu stellen. “So sind alle in einem Boot, und der erste Schritt zur offenen Kommunikation ist getan.” Danach könne man bei Bedarf auch einzeln und altersgemäß mit den Kindern sprechen.

Wenn Eltern dieses Gespräch mieden, dann trauten sich auch die Kinder nicht nachzufragen. “Genauso wie die Eltern die Kinder schützen wollen, schützen auch Kinder die Eltern”, sagte Zimmermann. Wenn Kinder im Unklaren seien, “suchen sie selbst nach Antworten, die viel belastender sein können als die Wahrheit”. Oft glaubten sie beispielsweise, dass sie selbst an der Erkrankung schuld sind. Deswegen sollte man mit dem Gespräch nicht allzu lange warten.