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Expertin: Gegen Femizide schützt auch mehr Täterarbeit

Nach Einschätzung der Deutschen Hochschule der Polizei ist für einen umfassenden Schutz gegen Femizide eine bundesweite Strategie nötig. Es sei “ein großes Manko”, dass es keine nationale Koordinierungsstelle gebe, sagte Hochschulmitarbeiterin Stefanie Horn am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Münster. Auch fehle eine vollständige Datengrundlage, um das tatsächliche Ausmaß von Gewalt gegen Frauen zu erfassen. Laut Statistik wird jeden dritten Tag ein Femizid begangen, also eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet.

Horn wies darauf hin, dass zu einer ganzheitlichen Prävention auch eine umfassende Infrastruktur für Täterarbeit gehöre. “Auch Täter, die sich vor einer Tat teilweise in schweren psychischen Ausnahmesituationen befinden, brauchen Hilfe, um weitere solcher Taten zu verhindern”, so die Rechtspsychologin.

Zudem bestehe die Notwendigkeit, Berufsgruppen, die potenziell mit betroffenen Frauen zu tun haben, flächendeckend zu schulen. Dazu zählten unter anderem die Familiengerichte.

Dass es Lücken im Betroffenenschutz gebe, liege auch daran, dass es nicht immer gelinge, hochgefährdete Frauen zu identifizieren, erklärte Horn. Gerade wenn es keine Gewaltvorgeschichte gebe, unterschätzten Risikoanalyseinstrumente der Polizei teilweise systematisch das tatsächliche Risiko für einen Femizid.

“Trennungskonflikte sind außerdem hochdynamisch, so dass eine stets aktuelle Bewertung selbst für professionelle Dritte nur schwer zu leisten ist”, so Horn.