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Expertin beklagt “Normalität” von Social-Media-Sucht bei Jugendlichen

Die Tübinger Suchtforscherin Isabel Brandhorst beklagt ein mangelhaftes Problembewusstsein beim Thema Internet- und Social-Media-Sucht. Jugendliche nutzen bereits selbst den Begriff „Ich suchte Social Media“, erläuterte Brandhorst am späten Montagabend in der Sendung „Mitreden! Deutschland diskutiert“ auf den ARD-Inforadiowellen, wie der Bayerische Rundfunk (BR) als verantwortlicher Sender mitteilte. Die Sucht sei also kein Label mehr für ein riesiges Problem, sondern die Normalität.

Brandhorst nannte drei mögliche Anzeichen für eine Sucht: Können Jugendliche noch kontrollieren, wann, wo und wie häufig sie Social Media nutzen? Wird die Social-Media-Nutzung anderen Lebensbereichen wie Schule, Freunde treffen oder Sport Vorrang eingeräumt? Und: Verhält man sich weiter „süchtig“, obwohl sich daraus negative Konsequenzen wie schlechtere Schulleistungen oder Schlafprobleme ergeben? Brandhorst leitet die Forschungsgruppe „Internetbezogene Störungen und Computerspielsucht“ an der Uniklinik Tübingen.

Der BR-Netzexperte Christian Schiffer warb in der Radiosendung, in der auch Hörerinnen und Hörer zu Wort kamen, dafür, dass Eltern mit ihren Kindern den Umgang mit einem Smartphone ebenso trainieren wie den Schulweg. Hilfreich seien dabei Angebote wie „Klicksafe“, sagte er. Etliche Anrufe sprachen sich für eine noch stärkere Vermittlung von Medienkompetenz an den Schulen aus. Auch auf das in Australien jüngst eingeführte Mindestalter für die Social-Media-Nutzung von 16 Jahren wurde in der Sendung hingewiesen. (00/3906/10.12.2024)