Wer von rheumatischen Erkrankungen betroffen ist, hat auch ein höheres Risiko für Depressionen und Angststörungen. Fachleute mahnen zum Welt-Rheuma-Tag eine umfassende und frühe Versorgung an.
Ständige Schmerzen und soziale Einschränkungen: Unter rheumatischen Erkrankungen leidet laut Fachleuten nicht nur der Körper. “Insbesondere Depressionen und Angststörungen treten bei Menschen mit Rheuma deutlich häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung”, sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie, Ulf Wagner, am Dienstag in Berlin. Er äußerte sich zum Welt-Rheuma-Tag am Samstag.
700.000 Erwachsene leiden hierzulande an rheumatoider Arthritis, wie es hieß. Rund 40 Prozent von ihnen leiden zudem an einer depressiven Störung oder Angsterkrankung; ebenso etwa 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit einer sogenannten juvenilen idiopathischen Arthritis. Vor allem in den ersten Jahren nach der Diagnose sei das Risiko für eine Depression besonders hoch.
Diese psychische Belastung werde oftmals unterschätzt, mahnte Wagner. Dabei beeinflussten diese Begleiterkrankungen oftmals wiederum das Schmerzempfinden. “Damit sind sie nicht nur belastend für Betroffene, sondern auch ein Risikofaktor in der Therapie. Deshalb ist es wichtig, dass Ärztinnen und Ärzte nicht nur die körperlichen Beschwerden behandeln, sondern auch die psychische Gesundheit der Betroffenen im Blick haben.” Eine regelmäßige Abfrage von psychischen Symptomen solle zum Standard der Rheuma-Behandlung gehören. Dafür brauche es neben genug Fachpersonal auch verstärkte rheumatologische Aus- und Weiterbildung.
Junge Menschen litten besonders, wenn sie von ihrem üblichen Alltag mit Schulbesuch und Freizeitunternehmungen ausgeschlossen seien, fügte Prasad Thomas Oommen hinzu, Kongresspräsident der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. Viele Betroffene fühlten sich isoliert und kämpften mit einem geringen Selbstwertgefühl. Es brauche psychosoziale Begleitung, um mögliche Störungen auffangen zu können.