Trauerfeier für Franziskus, Amtseinführung von Leo XIV. Seit Wochen steht der Vatikan im Fokus. Auch Nicht-Katholiken sind fasziniert von den Männern in Weiß und all den Ritualen – wie bereits vor 240 Jahren.
Schon der Dichter Goethe, von Haus aus Protestant und nicht sonderlich fromm, hatte großes Interesse an der Römischen Kirche. “Goethe war fasziniert vom Papst, vom katholischen Ritual und vom Papsttum”, sagte der Direktor des Goethe-Hauses in Rom, Gregor Lersch.
So schilderte der Dichterfürst in der “Italienischen Reise” die Allerseelen-Messe mit Papst Pius VI. (1775-1799): “Der Heilige Vater, die schönste, würdigste Männergestalt, Kardinäle von verschiedenem Alter und Bildung”, schrieb Goethe am 3. November 1786. “Mich ergriff ein wunderbar Verlangen, das Oberhaupt der Kirche möge den goldenen Mund auftun und von dem unaussprechlichen Heil der seligen Seelen mit Entzücken sprechend, uns in Entzücken versetzen”, so der Dichter. “Da ich ihn aber vor dem Altare sich nur hin und her bewegen sah, bald nach dieser, bald nach jener Seite sich wendend, sich wie ein gemeiner Pfaffe gebärdend und murmelnd, da regte sich die protestantische Erbsünde, und mir wollte das bekannte und gewohnte Messopfer hier keineswegs gefallen.” Ernüchtert verließ Goethe die Messe.
“Er blieb also Protestant, aber sehr skeptisch”, sagte Lersch. Das ist wenig überraschend.” Tief beeindruckt sei Goethe von der kirchlichen Baukunst in Rom gewesen, vor allem von der Sixtinischen Kapelle, so der Experte, seit drei Jahren Direktor der Casa di Goethe, dem einzigen deutschen Museum im Ausland. In dem Palazzo an der Via del Corso lebte Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) während seiner fast zweijährigen Italienischen Reise zwischen 1786 und 1788 in einer Künstler-WG.
“Die katholische Kirche gehört zu Rom und prägt Rom, das war zu Goethes Zeiten so und gilt heute noch”, fügte Lersch hinzu. Das habe sich nach dem Tod von Papst Franziskus und der Wahl seines Nachfolgers Leo XIV. gezeigt, als alle Welt in die Ewige Stadt blickte: “Weder am antiken Rom noch an der katholischen Kirche kommt man hier vorbei.”