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Experte: Antisemitismus in allen gesellschaftlichen Bereichen

Antisemitismus und Holocaust-Verzerrung finden sich nach Worten des Direktors für internationale Bildungsarbeit des US-amerikanischen Holocaust Memorial Museums, Tad Stahnke, “in allen gesellschaftlichen Bereichen” und länderübergreifend. Das Problem kenne “keine Grenzen”, erklärte der Bildungsexperte am Mittwoch in Berlin. Deshalb müssten Gegenstrategien auch entsprechend übergreifend ansetzen.

Stahnke äußerte sich anlässlich einer internationalen Konferenz “Holocaust-Verzerrung und Gegenstrategien”, die die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIgA) noch bis Donnerstag veranstaltet.

Ausdrucksformen der Holocaust-Verzerrung fänden sich quer durch das politische Spektrum, erklärten die Veranstalter. Sie würden aber zunehmend beobachtet bei einer wachsenden extremen Rechten, in nationalistischen Diskursen, religiösem Fundamentalismus und in Online-Hasskampagnen. Verzerrung historischer Tatsachen diskriminierten nicht nur Opfer und Nachkommen, sondern gefährdeten auch das kollektive Verständnis der eigenen Geschichte und historischen Wahrheit.

“Die Ereignisse der vergangenen Wochen machen deutlich, dass das Lernen aus der Geschichte und die Entwicklung von Strategien zur Bekämpfung der Verzerrung des Holocaust und des Antisemitismus wichtiger denn je sind”, sagte Stahnke. Dazu dienten auch langjährige transatlantische Partnerschaften, wie sie das Bundesfamilienministerium und die KIgA mit amerikanischen Partnern unterhielten.

Der Vorstandsvorsitzende der KIgA, Dervis Hizarci, erklärte, Holocaust-Verharmlosung und -Relativierung seien spätestens seit Corona und Querdenker-Demos deutlich sichtbar geworden. “Wir müssen dieser Form der Demokratiefeindlichkeit eine zeitgemäße Antwort geben.” Dafür brauche es kontinuierlichen internationalen Austausch von Expertinnen und Experten, wozu die Konferenz beitragen wolle.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) lobte die Arbeit der KIgA als Teil des Kompetenznetzwerks Antisemitismus. Die Initiative leiste “gerade auch mit Blick auf die Migrationsgesellschaft wichtige Arbeit”. Paus betonte, dass sie sich dafür einsetze, dass das in der Ampel-Koalition noch strittige Demokratiefördergesetz nun zügig verabschiedet werden könne.