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Ex-Chef des Technischen Hilfswerks für allgemeine Dienstpflicht

Deutschland muss widerstandsfähiger werden, sagt der frühere Chef des Technischen Hilfswerks. Dazu gehören für ihn eine allgemeine Dienstpflicht, aber auch Notvorräte für den Katastrophenfall.

Der langjährige Präsident des Technischen Hilfswerks (THW), Albrecht Broemme, hat sich angesichts der Bedrohungslage durch Russland für eine allgemeine Dienstpflicht für Erwachsene ausgesprochen. Zudem sei es nötig, Bundeswehr und Katastrophenschutz enger zu verzahnen. Auf die Frage, ob die Wehrpflicht zurückkommen müsse, sagte Broemme dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Dienstag): “Das wäre sinnvoll. Aber dann müsste es eine allgemeine Dienstpflicht für alle erwachsenen Frauen und Männer sein, nicht mehr die alte Wehrpflicht.”

Es müssten “neue Organisationsformen” geschaffen werden, sagte Broemme. “Man kann das nicht alles neben der Bundeswehr nur dem Roten Kreuz und THW überstülpen. Auf jeden Fall würde eine solche Dienstpflicht in die Zeit passen – denn sie könnte die Kluft verringern zwischen dem Staat als abstraktem, feindlichen Gebilde und den Menschen.”

Broemme begrüßte die geplante Verwendung von Geldern aus den geplanten Sondervermögen für Verteidigung und Infrastruktur für den Katastrophenschutz. Zugleich mahnte er eine bessere Verzahnung von militärischer und ziviler Verteidigung an. “Es ist sehr zu begrüßen, dass aus den beiden Sondervermögen für Verteidigung und Infrastruktur Geld in den Katastrophenschutz fließen kann”, sagte er. “Aber es fehlt immer noch die Vernetzung. Geld kann man nur einmal ausgeben. Solange wir unsere Strukturen in Deutschland nicht auf Vordermann bringen, hilft es weniger als nötig ist.”

Broemme forderte Bund und Länder zugleich auf, die Bevölkerung zum Anlegen von Vorräten für Krisenfälle und Großstörungen wie Stromausfälle aufzurufen. “Man muss keine Angst haben, dass das als Kriegstreiberei bezeichnet wird. Es wird immer ein paar Stimmen geben, die das sofort behaupten. Die Antwort muss dann lauten: Nein, das ist Resilienz.”

Der frühere THW-Chef sprach sich zugleich dafür aus, dass das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) stärker in den sozialen Netzwerken präsent sein und Filme für eine TikTok-Zielgruppe machen müsse, in denen ein Notvorrat erklärt werde. “Und es wäre ideal, wenn die großen Supermarktketten Pakete zusammenstellen: Das ist die empfohlene Notverpflegung für fünf Tage.” Broemme empfiehlt unter anderem einen Wasservorrat in Glasflaschen, Parboiled-Reis und Dosenfleisch oder -fisch und eine Kurbel-Taschenlampe, um batterieunabhängig Licht bei einem Stromausfall zu haben.