Die evangelischen Kirchen in Niedersachsen haben im vergangenen Jahr erneut deutlich an Mitgliedern verloren. Den fünf Landeskirchen gehörten zum Stichtag 31. Dezember 2024 insgesamt noch rund 2,93 Millionen Menschen an, wie die Kirchen mitteilten. Das waren rund 95.000 weniger als im Jahr zuvor. Verantwortlich dafür waren vor allem Austritte und Sterbefälle. In einigen Landeskirchen ging die Zahl der Austritte allerdings zurück. Auffällig war durchweg ein Rückgang bei den Taufen. Der Anteil der Protestanten in Niedersachsen liegt damit aktuell etwa bei 37 Prozent.
Die größte der fünf Landeskirchen, die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers, verlor allein rund 70.000 Mitglieder. Ihr gehören jetzt noch 2,16 Millionen Menschen an. Trotz der Verluste bleibt sie die mitgliederstärkste deutsche Landeskirche knapp vor der Evangelischen Kirche im Rheinland. Ihr sind rund 1.200 Gemeinden zwischen dem Landkreis Göttingen und der Nordsee angegliedert.
Die Mitgliederzahl in der oldenburgischen Kirche sank um 11.500 auf rund 349.500, die der Landeskirche Braunschweig um 9.500 auf 274.000. Rund 151.000 Menschen gehörten zur Evangelisch-reformierten Kirche mit Sitz in Leer. Die Landeskirche Schaumburg-Lippe hatte nach einer Statistik der Evangelischen Kirche in Deutschland Ende 2023 rund 44.000 Mitglieder. Quer durch die Landeskirchen lag der Mitgliederverlust in Niedersachsen zwischen 2,6 und 3,3 Prozent. Im bundesweiten Schnitt waren es 3,2 Prozent. Bremen verzeichnete sogar eine Verlustquote von 3,8 Prozent.
„Der Mitgliederrückgang schmerzt“, sagte der Sprecher der braunschweigischen Landeskirche, Michael Strauß. „Gleichzeitig ist er ein Ansporn, deutlich zu machen, wie wir als Kirche zum Gelingen einer menschlichen und von Zuversicht geprägten Gesellschaft beitragen.“
Bei den Verlusten halten sich die Sterbefälle mit insgesamt rund 55.000 Gemeindgliedern und die Austritte mit rund 54.800 Menschen in etwa die Waage. Hannover und Braunschweig verzeichnen zurückgehende Austrittszahlen, in Oldenburg stiegen sie jedoch. Im Blick auf die rückläufige Zahl an Taufen sagte ein Sprecher der reformierten Kirche, möglicherweise seien in den Jahren 2022 und 2023 noch Taufen nachgeholt worden, die wegen der Corona-Beschränkungen zuvor nicht möglich waren.
Die reformierte Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden sagte, Kirche sei immer im Wandel. Dazu gehöre aktuell, dass die Kirchengemeinden mit Kooperationen und neuer Profilbildung auf die absehbar sinkenden Einnahmen reagierten. Das geschehe bereits an vielen Orten. „Ziel bei aller Veränderung ist es, eine Kirche nahe bei den Menschen zu bleiben und weiterhin gesellschaftliche Prozesse aktiv zu begleiten“, unterstrich die leitende Theologin.
Zur Bremischen Evangelischen Kirche gehören laut Statistik aktuell noch rund 151.700 Mitglieder. Die Zahl der Austritte ging dort allerdings deutlich zurück.