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EU will bei KI-Entwicklung unabhängig werden

Nicht nur bei Rüstung und Energie, auch bei Künstlicher Intelligenz sucht Europa größere Unabhängigkeit: Künftig sollen eigene Gigafabriken die Algorithmen produzieren, die immer stärker das Leben bestimmen.

Die EU-Kommission hat einen ambitionierten Plan vorgelegt, mit dem Europa weltweit führend auf dem Feld der Künstlichen Intelligenz (KI) werden will. Ziel sei “strategische Autonomie” in kritischen Industriebereichen. Traditionelle Produktionszweige und Nachwuchskräfte auf dem Arbeitsmarkt müssten zu Motoren der technologischen Entwicklung werden, hieß es bei der Vorstellung am Mittwoch in Brüssel. Damit verbunden ist der Wille zur Unabhängigkeit von nichteuropäischen Unternehmen, etwa chinesischen oder US-amerikanischen Konzernen.

Der globale Wettlauf um Künstliche Intelligenz sei noch lange nicht vorbei, sagte die zuständige EU-Kommissarin Henna Virkkunen. “Künstliche Intelligenz steht im Zentrum der Bemühungen, Europa wettbewerbsfähiger, sicherer und technologisch souveräner zu machen.” Technologische Innovation solle in Zukunft der Treiber für Industrie und Dienstleistungen werden.

Konkret kündigte die Brüsseler Behörde fünf KI-Gigafabriken an, die im Vergleich zu heute über die vierfache Gesamtkapazität an Hochleistungschips verfügen sollen. Für die Einrichtungen, an denen komplexe KI-Modelle trainiert werden sollen, will die EU-Kommission mit dem Programm Invest AI 20 Milliarden Euro an privaten Investitionen einwerben.

Weiter strebt die Kommission an, die Kapazität europäischer Datenzentren in den kommenden fünf bis sieben Jahren zu verdreifachen. Noch in diesem Jahr werde man eine “Datenunion-Strategie” vorstellen, um einen “Binnenmarkt für Daten” zu schaffen und KI-Fabriken mit qualitativ hochwertigem Material zu versorgen.

Ebenfalls will Brüssel in den kommenden Monaten eine “Apply AI Strategy” auf den Weg bringen, um die Anwendung Künstlicher Intelligenz in Unternehmen zu fördern. Derzeit machten sich nur 13,5 Prozent der Firmen KI zunutze, hieß es.

Auch eine stärkere Anwerbung von Fachkräften aus dem außereuropäischen Ausland über legale Migrationswege, spezielle Ausbildungsprogramme und die Unterstützung von Firmen bei der Umsetzung rechtlicher Vorgaben stellte die EU-Kommission in Aussicht. Bei einem KI-Gipfel in Paris am 11. Februar hatte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen angekündigt, 200 Milliarden Euro an Investitionen für Künstliche Intelligenz zu mobilisieren.