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EU-Drogenbericht: Breiteres Angebot, stärkere Wirkstoffe

Der Drogenmarkt in Europa ist weiter in Bewegung. Sorge macht die immer breitere Palette von hochwirksamen Substanzen aus dem Chemielabor. Selbst das bisher rein pflanzliche jemenitische Khat gibt es jetzt synthetisch.

Drogenkonsumenten in Europa kommen an immer vielfältigere Substanzen mit häufig hohem Wirkstoffgehalt und Reinheitsgrad. Der rasche Wandel auf dem kriminellen Markt und beim Konsum gebe Anlass zur Sorge und erschwere Prävention und Schadensminimierung, heißt es im Europäischen Drogenbericht 2025, der am Donnerstag in Lissabon vorgestellt wurde. Mit Verweis auf die Entwicklung im Kokainhandel mahnt die veröffentlichende EU-Drogenagentur, die Mitgliedstaaten sollten sich schon jetzt auf eine höhere Nachfrage nach Therapieplätzen in einigen Jahren einstellen.

Cannabis bleibt laut dem Bericht die am häufigsten konsumierte illegale Droge in Europa. Schätzungen zufolge nahmen im Zeitraum von zwölf Monaten 24 Millionen Personen im Alter von 15 bis 64 Jahren das Rauschmittel zu sich. Der durchschnittliche Wirkstoffgehalt von Cannabisharz hat sich laut der EU-Behörde in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Ein besonderes Problem stellten hochwirksame neue synthetische Cannabinoiden dar, die teils ohne Wissen der Konsumenten beigemengt seien.

Das am meisten konsumierte Aufputschmittel war den Daten zufolge Kokain. Diese Droge nutzten demnach 4,6 Millionen Erwachsene in Europa. Sie war in 25 Prozent der Fälle von Drogenvergiftung beteiligt und damit die am häufigsten festgestellte Substanz in Notaufnahmen. Das siebte Jahr in Folge beschlagnahmten die EU-Mitgliedstaaten Rekordmengen an Kokain: Im Jahr 2023 wurden 419 Tonnen sichergestellt; 2022 waren es noch 323 Tonnen.

Weil die Zeitspanne zwischen dem Erstkonsum und dem Aufsuchen einer Therapieeinrichtung schätzungsweise 13 Jahre im Schnitt beträgt, könnte sich die gestiegene Verfügbarkeit von Kokain in einigen Jahren in einer wachsenden Nachfrage nach Therapien niederschlagen, so der Bericht. Das erfordere eine “dringende Bewertung der Reaktionskapazitäten” durch die EU-Mitgliedstaaten.

Der Kampf der strengreligiösen Taliban in Afghanistan gegen den Opium-Anbau könnte laut der EU-Behörde synthetischen Opioiden Auftrieb geben. Da diese oft hochwirksam seien, bestünden erhöhte Vergiftungs- und Sterblichkeitsrisiken. Seit 2009 erschienen insgesamt 88 neue synthetische Opioide auf dem europäischen Markt. Allein 2024 kamen sieben hinzu. Im Rahmen einer Marktverschiebung könnten sich auch Stimulanzien wie Kokain als Ersatz etablieren, hieß es.

Weiter weist der Bericht auf die gestiegene Verfügbarkeit von synthetischen Cathinonen hin. Diese ähneln chemisch dem Khat, einer pflanzlichen Volksdroge im Jemen. 2023 wurden insgesamt mindestens 37 Tonnen synthetischer Cathinone gemeldet; 2021 waren es rund 4,5 Tonnen.