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EU-Bericht: CO2-Ausstoß durch Autoverkehr unverändert hoch

Auch nach dem Diesel-Skandal sind die Emissionen bei Pkw nicht wesentlich zurückgegangen. Mit den aktuellen Vorgaben fährt die EU an ihren Klimazielen vorbei, so der Rechnungshof in Luxemburg.

Trotz hoher Ziele und strenger Anforderungen stoßen die meisten Pkw auf Europas Straßen immer noch so viel CO2 aus wie vor zwölf Jahren. Ohne wichtige Voraussetzungen seien die Einsparziele nicht zu erreichen, heißt es ein einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht des Europäischen Rechnungshofs in Luxemburg. Nach Meinung der Prüfer könnte die EU-Kommission vorhandene Daten besser nutzen und Hersteller zu wirklichkeitsnäheren Angaben nötigen, wie viel Kohlendioxid ein Wagen im Alltagsbetrieb verursacht. Auch passten die Vorgaben für Emissionen bei Neuwagen nicht zu den EU-Klimazielen für 2030.

Die tatsächlichen Emissionen konventioneller Verbrenner – die nach wie vor fast drei Viertel der Neuzulassungen ausmachten – seien nicht zurückgegangen, so die Prüfer. In den vergangenen zehn Jahren blieben den Angaben zufolge die Emissionen bei Dieselfahrzeugen konstant, während sie bei Benzinern geringfügig sanken (4,6 Prozent weniger). Technische Fortschritte machten die Motoren zwar effizienter. Dies wird laut dem Bericht aber durch größeres Fahrzeuggewicht (durchschnittlich etwa 10 Prozent mehr) und höhere Motorleistung (durchschnittlich rund 25 Prozent mehr) aufgewogen.

Begünstigte Hybrid-Fahrzeuge verursachten im praktischen Fahrbetrieb drei- bis fünfmal mehr Emissionen als im Labortest, hieß es weiter. Der in den vergangenen Jahren verzeichnete Rückgang der durchschnittlichen CO2-Emissionen im praktischen Fahrbetrieb aller Pkw sei ausschließlich den Elektroautos zu verdanken.

Auf dem Weg zu deren Durchbruch gebe es allerdings Hürden, unter anderem eine fehlende Lade-Infrastruktur: 70 Prozent aller Ladestationen in der EU konzentrierten sich allein in drei Ländern – den Niederlanden, Frankreich und Deutschland. Auch könnten die höheren Anschaffungskosten Verbraucher dazu bringen, ihre alten Verbrennerautos länger zu fahren.

“Die CO2-Emissionen von Fahrzeugen werden erst dann wirklich zurückgehen, wenn der Verbrennungsmotor seine dominierende Stellung verliert”, sagte Pietro Russo, das für die Prüfung zuständige Mitglied des Rechnungshofs. Der Bericht schlägt der EU-Kommission vor, in einer überarbeiteten CO2-Verordnung Ziele festzulegen, die auf einem Mindestanteil emissionsfreier Fahrzeuge beruhen. Auch solle eine Obergrenze für tatsächliche Emissionen auf Herstellerebene eingeführt werden.

Laut einer Mitteilung des Statistikamtes Eurostat vom Dienstag stieg die Zahl rein elektrogetriebener Autos in der EU von rund 46.000 im Jahr 2013 auf 3 Millionen im abgelaufenen Jahr. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl aller Pkw von 222 Millionen auf 253 Millionen – ein Plus von 14 Prozent.

Der Verkehrsbereich macht 23 Prozent am gesamten CO2-Ausstoß in der EU aus; es ist der zweitgrößte Sektor nach der Energieversorgung. Auf Pkw entfallen dabei 56 Prozent der Emissionen.