Der Münchner Sozialethiker Markus Vogt hält Waffenlieferungen an die Ukraine für geboten. Sie seien auch ein unerlässlicher Beitrag “zu unserer eigenen Sicherheit”, sagte Vogt der “Münchner Kirchenzeitung”. Denn die Ukrainer kämpften für die Werte Europas. Die russische Armee würde in der Ukraine nicht Halt machen, wenn sie keinen Widerstand bekäme. “Die einzige Sprache, die Putin versteht, ist leider die der militärischen Stärke. Hier waren wir jahrzehntelang blind, haben viel zu lange passiv den russischen Expansionsbestrebungen zugeschaut und waren vor allem an dem billigen Gas und Öl aus Russland interessiert.”
Mit Blick auf den Ukrainekrieg sei es enorm wichtig, beharrlich einen nachhaltigen Frieden vorzubereiten, erklärte Vogt. “Dieser setzt Wehrfähigkeit unserer Demokratie nach außen und nach innen voraus.” Er vermeide kollektive Feindbilder, auch gegen “die Russen”, die massiv unter den Repressalien des “Systems Putin” litten. Das Vertrauen, dass angegriffene Völker auf solidarische Hilfe der internationalen Gemeinschaft zählen könnten, gelte es zu stärken. Auch gehe es darum, Hintergründe des Kriegs zu verstehen. Die Kirchen könnten dabei eine wichtige Brückenfunktion für Kontakte auch nach Russland wahrnehmen.
Kirchen seien internationale Gemeinschaften. Sie dürften nicht für nationale Interessen und Terrorregime vereinnahmt werden. Doch die Spaltungen innerhalb der Orthodoxie seien tief, so der Theologe. Umso mehr komme es auf den ökumenischen Dialog an.
Im Vorfeld der diesjährigen Münchner Sicherheitskonferenz richtet die Ludwig-Maximilians-Universität am 12. und 13. Februar ein Symposium aus. Es beschäftigt sich mit den Prinzipien eines nachhaltigen Friedens. Kooperationspartner sind die Ukrainische Katholische Universität Lwiw und die University of Notre Dame in den USA.
Vogt sagte, bei diesem noch neuen Leitbild werde der Frieden in seinen Zusammenhängen in den Blick genommen. So solle beleuchtet werden, wie etwa Migration, Energiepolitik oder die gezielte Zerstörung von Natur und Kultur eine Rolle in der Kriegsführung spielten. Kontrovers seien vor allem Vorstellungen, wie der Krieg beendet werden könnte sowie welche Gefahren von einem internationalen Flächenbrand durch neue Bündnisse in Verbindung mit dem israelisch-palästinensischen Krieg ausgingen.