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Essener Kardinal-Hengsbach-Platz wird “Friedensplatz”

Gegen den Essener Kardinal Hengsbach gibt es schwere Missbrauchsvorwürfe. Jetzt hat die Stadt Essen reagiert – und benennt den Hengsbach-Platz um.

Dieses Straßenschild ist bald Geschichte
Dieses Straßenschild ist bald GeschichteImago / Snowfieldphotography

Der Kardinal-Hengsbach-Platz in Essen wird in Friedensplatz umbenannt. Der Haupt- und Finanzausschuss des Rates der Stadt Essen hat die „schnellstmögliche“ Umbenennung des Platzes beschlossen. Hintergrund sind die Missbrauchsvorwürfe gegen den 1991 gestorbenen Kardinal, wie die Stadt dem Evangelischen Pressedienst (epd) betätigte. Mit der Veröffentlichung im Amtsblatt der Stadt Essen ist die Namensgebung rechtskräftig. Die Beschilderung wird zeitnah geändert. Es soll außerdem eine erklärende Tafel zur Umbenennung in Abstimmung mit dem Bistum erfolgen.

Der Ältestenrat der Stadt Essen hatte sich bereits im vergangenen Dezember für eine Umbenennung des Kardinal-Hengsbach-Platzes in der Essener Innenstadt ausgesprochen, wie die Stadt erläuterte. Zwischenzeitlich war auch die zuständige Bezirksvertretung I angehört worden. Eine Statue von Hengsbach vor der Domkirche war vom Ruhrbistum im vergangenen Jahr entfernt worden.

Hengsbach: Missbrauchsvorwürfe seit September bekannt

Im September vergangenen Jahres waren gegen den Gründerbischof des Bistums Essen, Kardinal Franz Hengsbach (1910-1991), Missbrauchsvorwürfe bekannt geworden. Zwei Vorwürfe betreffen Hengsbachs Zeit als Ruhrbischof und ein Vorwurf seine Zeit als Diözesanpriester und Weihbischof im Erzbistum Paderborn, wie das Bistum mitgeteilt hatte. Die Vorwürfe beziehen sich auf die 1950er und 1960er Jahre. Der 1910 im sauerländischen Velmede geborene Hengsbach war seit Gründung des Ruhrbistums 1958 bis zu seinem Todesjahr 1991 der erste Bischof von Essen. Zuvor hatte er das Erzbischöfliche Seelsorgeamt in Paderborn geleitet und war dort Weihbischof.

In einem Schreiben an die Gemeinden im September vergangenen Jahres hatte der amtierende Ruhrbischof, Franz-Josef Overbeck, um Entschuldigung gebeten und Versäumnisse im Umgang mit den Vorwürfen gegen Hengsbach eingeräumt. Nachdem ein erster Vorwurf gegen Hengsbach 2011 bekannt geworden und von der Kongregation für die Glaubenslehre als nicht plausibel eingestuft wurde, habe er nichts weiter unternommen, weil er den Fall als bearbeitet angesehen habe, hatte Overbeck erklärt.

Gegen Kardinal Hengsbach, hier im Februar 1989, gibt es schwere Missbrauchsvorwürfe
Gegen Kardinal Hengsbach, hier im Februar 1989, gibt es schwere MissbrauchsvorwürfeImago / Bonn-Sequenz

Die aktuellen Nachforschungen zu Hengsbach waren durch eine Person ausgelöst worden, die sich 2022 bei den Ansprechpersonen des Bistums Essen gemeldet und angegeben hatte, dass sie im Jahr 1967 einen sexuellen Übergriff durch Franz Hengsbach erlitten habe. Nach Bistumsangaben meldeten sich daraufhin weitere mögliche Betroffene.

Im Oktober vergangenen Jahres nahm im Ruhrbistum die Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs ihre Arbeit auf. Die ehrenamtlich tätigen acht Kommissionsmitglieder sollen Tatsachen, Ursachen und Folgen von sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen im Ruhrbistum erfassen und Strukturen identifizieren, die sexuellen Missbrauch ermöglicht, erleichtert oder dessen Aufdeckung erschwert haben. Die Notwendigkeit einer unabhängigen Aufarbeitung habe sich gerade im Bistum Essen durch das Bekanntwerden der Vorwürfe gegen den früheren Kardinal Franz Hengsbach erneut nachdrücklich erwiesen, betonte das Bistum.