Skandale, Reformen und Glaubenskrise: Der Erzbischof von Luxemburg plädiert in Aachen für kirchliches Engagement in Europa und dringt auf Gespräche mit der EU-Kommissionschefin. Kirche in Europa müsse sich anstrengen.
Eine mangelnde Bereitschaft zum Gespräch hat der Erzbischof von Luxemburg und Vizepräsident des Rates der europäischen Bischofskonferenzen, Jean-Claude Hollerich, Ursula von der Leyen vorgeworfen. Wie stark die Zeiten sich geändert hätten, zeige sich auch daran, dass die Präsidentin der EU-Kommission nicht dazu bereit sei, Bischöfe zu empfangen, kritisierte er am Dienstagabend im Aachener Dom.
Er sagte mit Blick auf die katholische Kirche, angesichts der vielen Skandale müsse man weinen. Hollerich hob hervor, dass der Glaube und die Institution Kirche in Europa schwächelten. Darauf reagierten die einen so, dass sie zurück in die Vergangenheit wollten, und die anderen, indem sie forderten, die Tore der Kirche weit zu öffnen.
“Wir dürfen nicht in die Vergangenheit schauen, sondern müssen zukunftsträchtig bleiben”, forderte er. Die Hierarchie in der Kirche müsse nicht unbedingt pyramidal sein. “Ein Bischof gehört nicht mehr zum Volk Gottes als die Laien”, unterstrich Hollerich.
Der Erzbischof forderte die nationalen Bischofskonferenzen dazu auf, stärker zusammenzuarbeiten. Es gebe eine Krise des Glaubens, die tiefer reiche als die Krise der Struktur der Kirche. “Eine bloße Strukturreform wird der Glaubenskrise nicht gerecht werden.”
Hollerich äußerte sich außerdem zur Reformdebatte des Synodalen Wegs der katholischen Kirche in Deutschland. Diesen solle man weder verteufeln noch als Lösung aller Probleme betrachten. “Vielleicht hätte man mit ihm noch etwas warten können”, erklärte er. Man habe dort nur eine bestimmte Basis gehört, die in Gremien repräsentiert sei. Nach Ansicht Hollerichs müsse man auch Befürchtungen der dem Synodalen Weg kritisch gegenüberstehenden Bischöfe ernstnehmen.
Im Synodalen Weg beraten deutsche Bischöfe und Laienvertreter seit 2019 über die Zukunft der katholischen Kirche. Ausgangspunkt ist eine jahrelange Kirchenkrise, die der Missbrauchs-Skandal verschärft hat. In der Debatte geht es vor allem um die Themen Macht, Priestertum und Sexualmoral sowie um die Rolle der Frauen in der Kirche.