UK 3/2016 Amtsbezeichnung (Seite 5: „Ohne Mitra und Hirtenstab“, Kommentare)
Der Wechsel des Titels Präses zu Bischof – ist dies ein dringliches Thema? Wird eine Leitungsfunktion dadurch deutlicher, dass EKD-weit die Spitze Bischof heißt?
Keineswegs und es führt auch nicht zu mehr Klarheit, wofür das Amt steht. Der Rückgriff auf einen griechisch/lateinisch verwurzelten Amtstitel muss Kirchenfernen erklärt werden. Er schafft nicht mehr Nähe zu den Menschen, keine überzeugendere Umsetzung der Reich-Gottes-Botschaft und wäre kein demokratischer Fortschritt in der Kirche. Oder weisen die bayrische und hannoversche Landeskirche mit ihren Bischöfen messbare Pluspunkte gegenüber denjenigen auf, die sich mit einem oder einer Präses begnügen?
Es gibt wesentlichere Fragen für die evangelischen Kirchen. Davon ist in derselben Ausgabe von UK auf Seite 6 zu lesen. Da geht es um die Landessynode der rheinischen Kirche und um die Themen Flüchtlinge, Waffenexporte und den Zustand der EU.
Wenn die evangelische Kirche in Deutschland bei diesen Themen solidarisch, eindeutig und den Menschen nah ist, wird sie nach innen und außen erkennbar sein und wofür ihre leitenden Amtsträger stehen. Es liegt nicht an den Titeln.
Und Kardinal Marx spaziert auch nicht in Habit mit Mitra und Bischofsstab durch die Münchener Innenstadt, sondern zeigt sich so den katholischen Gläubigen in der Kirche. Dass diese ihn als Bischof erkennen, ist kein Wunder. Man ist ja unter sich.
Wilfried Oertel, Meschede
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