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Erfurt erinnert an fast vergessenes Parlament

Thüringer Historiker wollen im Frühjahr mit mehreren Veranstaltungen an die Tagung des Erfurter Unionsparlaments vor 175 Jahren erinnern. Dieses ab dem 20. März 1850 tagende Parlament sei ein Meilenstein der deutschen Demokratiegeschichte, sagte der Vorsitzende der historischen Kommission Thüringen, Steffen Raßloff, am Dienstag in Erfurt.

Das Unionsparlament tagte auf Anregung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) im Erfurter Augustinerkloster. Es war der Versuch, eine Verfassung für einen deutschen Nationalstaat unter Führung Preußens ohne Österreich zu entwerfen.

Geplant sind unter anderem ein Festakt mit dem ehemaligen Bundestagspräsidenten Norbert Lammert (CDU), eine Ausstellung sowie eine Fachkonferenz. Stephan Zänker von der Gesellschaft zur Erforschung der Demokratiegeschichte mit Sitz in Weimar betonte, der Großteil des Programms sei öffentlich. Die Einbeziehung der Stadt Erfurt in das Gedenken solle das historische Ereignis bekannter machen.

Zwar sei die bis zum 29. April 1850 verabschiedete Verfassung nie in Kraft getreten. Ihre Annahme hätte nach Auffassung Zänkers aber möglicherweise zu einem „besseren Kaiserreich“ geführt und damit den Lauf der Geschichte nach 1871 verändern können.

Das Festjahr gibt laut Pfarrer Bernd Prigge auch Einblicke in die Baugeschichte des Augustinerklosters. So sei der damals baufällige Gebäudekomplex für seine Rolle als Parlamentsort umfassend instand gesetzt worden. Noch heute erinnerten etwa einige damals eingebaute Schmuckelemente wie Kassettendecken an diese Zeit.